Dresden(hy). 70 der 175 Feuerwehrleute aus Hamburg, die in Dresden gegen das Elbe-Hochwasser kämpfen, kehrten gestern nach Hause zurück. Im Gegenzug trafen 70 “frische Kräfte“ in Hamburgs Patenstadt ein.

Heute treten weitere 70 Helfer den Weg nach Dresden an und lösen entsprechend Kameraden ab. Die Helfer stammen aus Freiwilligen Feuerwehren aus dem gesamten Stadtgebiet, darunter sind acht Wehren aus den Vier- und Marschlanden sowie die FF Bergedorf und FF Bille.

"Der Austausch ist notwendig, weil die Kameraden nicht ohne Weiteres so lange von ihrem Beruf fern bleiben können", sagt Manfred Stahl. Der Sprecher der Hamburger Feuerwehr ist vor Ort. Die Helfer verfügen über 30 Großfahrzeuge und drei Boote.

Die Feuerwehrleute stapelten Sandsäcke vor dem Schloss Pillnitz, der direkt an der Elbe gelegenen, ehemaligen Sommerresidenz der sächsischen Könige. Unterstützt werden die Hamburger von den Freiwilligen Feuerwehren Dresden und Pillnitz sowie zahlreichen Menschen, die in der Umgebung wohnen. Sie packten mit an, als 20 000 Sandsäcke am Terrassenufer in der Dresdner Innenstadt zu einer etwa 250 Meter langen Barriere gestapelt werden mussten. Wie dankbar die Dresdner Bevölkerung den Helfern aus ihrer Partnerstadt ist, bekommen die Hamburger Feuerwehrleute immer wieder zu spüren: "Wir sind hier sehr herzlich aufgenommen worden", sagt Stahl.

Mit dem Sandsackwall sollen eine Schule und zwei Wohnblocks geschützt werden, die sich in einem besonders gefährdeten Bereich befinden. "Das Elbehochwasser liegt nur knapp unter dem Scheitelpunkt der Barriere", sagt Stahl. Deshalb stapelten gestern auch an dem Einsatzpunkt Helfer weitere Sandsäcke auf den Wall.

Stahl rechnet damit, dass der Wasserpegel bis morgen Mittag um weitere 40 Zentimeter ansteigen könnte. "Dann soll er fallen." Ein abrupter Wetterwechsel - gestern war es in Dresden sonnig bei etwa 20 Grad - könnte den Wasserpegel ebenfalls sinken lassen. "Das Elbwasser kann aber auch an anderen Stellen über die Ufer treten, durch die Straßen laufen und hintenrum in die Gebäude fließen", sagt Stahl. Dann würden die Bewohner der Wohnhäuser evakuiert und die Gebäude "aufgegeben", sagt der Sprecher. Der Betrieb der Schule wurde - wie überall in Dresden - eingestellt.

Die Einsatzkräfte aus Hamburg helfen auch beim Schließen und Sichern eines Fluttores an der Marienbrücke. Stahl nennt die gesamte Situation "hochdynamisch". Es sei nicht abzuschätzen, wie das Hochwasser sich entwickelt.

Hamburg kann der Flut derzeit gelassen entgegensehen. Nach den Angaben der Bundesanstalt für Hydrografie wird für Altengamme bislang mit 5,90 Metern über Normalnull (NN) gerechnet, in Zollenspieker mit 4,50 Metern NN. Dann wäre das Deichvorland in Altengamme überspült. An dem bis zu 8,90 Meter hohen, für schwere Sturmfluten ausgelegten Deich selbst bliebe aber noch reichlich Luft nach oben. Allerdings dürften auch binnendeichs die Grundwasserstände ansteigen, werden Äcker, Wiesen und Gärten nahe des Deichs drei, vier Tage lang vernässt sein.