Gedenkkonzert: 800 Zuhörer erleben innige Atmosphäre im früheren Klinkerwerk

Erhaben und doch sehr zurückhaltend intonierten im ehemaligen Klinkerwerk des KZ Neuengamme die Kantorei St. Johannis, Solistinnen Tanya Aspelmeier (Sopran), Juliane Sandberger (Mezzosopran) und das Projektorchester, darunter Mitglieder der Staatsphilharmonie Hamburg, den Anfang eines der monumentalsten Werke der geistlichen Musik überhaupt. So begann am Sonntag das Gedenkkonzert im Klinkerwerk. In diesem Jahr war es mit "Ein deutsches Requiem" überschrieben und war - wie seit mittlerweile 21 Jahren - den in den Kriegsjahren (1942-44) ermordeten Häftlingen und Zwangsarbeitern gewidmet.

Die Namen derer, die jeweils am 2. Juni in Neuengamme ermordet wurden, verlas vor etwa 800 Zuhörern der Gedenkstätten-Pastor Hanno Billerbeck. "Wir haben soeben das Kyrie gehört - den Ruf ums Erbarmen. Und dies an einem Ort, wo einst so viel Erbarmungsloses und Unbegreifliches geschah. So verbeugen wir uns hier, in der einstigen Produktionsstätte, in der in großen Öfen Ziegeln gebrannt wurden, vor allen, die hier ihr Leben verloren haben", sagte Pastor Billerbeck. Er dankte allen, die an der Vorbereitung des Gedenkkonzertes mitgewirkt haben - den Musikern, dem ehrenamtlich arbeitenden Team der Bergedorfer Musiktage sowie einem Schüler-Team des Luisen-Gymnasiums. Die Jugendlichen haben unter der Leitung von Insa Axmann ein hervorragendes Programmheft erstellt. Es enthält viele Informationen über Bach, Brahms, ein Interview mit Kirchenmusikdirektor Lutz-Michael Harder, Wissenswertes über das Klinkerwerk, Musik im Nationalsozialismus und einiges mehr.

Es folgte eine ergreifende, tadellose Interpretation des "Deutschen Requiems" von Johannes Brahms. Das weitgehend vom Chor getragene, siebenteilige Werk begeisterte restlos. Präzise die Einsätze des vom akzentuierten Orchesterklang begleiteten Chores, voller Inbrunst die Soloparts von Sopranistin Tanya Aspelmeier und Bariton Peter Anton Ling, die gekonnt die Aussage der Psalmverse betonten. Leise Passagen der Totenmesse vermischten sich immer wieder mit dem Windrauschen, das durch die Dachpfannen zu hören war. So verstärkte der Wind die sonderbar innige Atmosphäre der Gedenkstunde.