Eichbaumsee: Kaum Fische im Gewässer - Phosphorgehalt hoch - Bereits 1,7 Millionen Euro investiert

Dabei steht nicht im Vordergrund, den Eichbaumsee als Badegewässer wiederzubeleben, sondern ihn vor allem ökologisch aufzuwerten. Denn der hohe Phosphorgehalt im See führt nicht nur regelmäßig zu explosionsartigem Auftreten von Blaualgen, sondern auch zum "Populationszusammenbruch bei den Fischen", sagt der Biologe für Fischerei- und Hydrobiologie, Robert Jankowski, als Referent für Natur und Umwelt beim ASV Hamburg tätig.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird an dem kränkelnden Baggersee herumgedoktert. Doch ob Umwälzpumpe, Hunderte Hechte, Aluminiumsulfatlösung oder Tiefenwasserbelüftungsanlagen: Nichts half dauerhaft gegen die Blaualgen, die bei Badenden zu Hautirritationen und geschluckt zu Magenschmerzen führen können. So sperrte die BSU im August 2007 den See.

Im November 2010 startete die Behandlung mit Bentophos, ein Tonmineral, das in der Lage ist, Phosphor zu binden - ein wichtiger Nährstoff der Algen. Mehr als 200 Tonnen Bentophos wurden mittlerweile im Eichbaumsee ausgebracht - zuletzt 50 Tonnen Anfang Dezember 2012.

Nach dem massenhaften Fischsterben im Mai 2012, verursacht durch die Blaualgenart Anabaena, war im November versucht worden, vor allem Friedfische in die Dove-Elbe umzusetzen. Doch die Ausbeute war nicht der Rede wert. Deshalb warfen die Biologen von "Limnobios - Büro für Fisch- und Gewässerökologie" nun wieder acht Netze mit einer Gesamtlänge von 400 Metern im Flachwasserbereich des Eichbaumsees aus. "Jetzt ist Laichzeit", sagt Jankowski. "Da zieht es die Fische in die flachen Zonen." Doch die Stellnetze blieben erneut leer. Stichproben mittels Elektrofischerei ergaben eine Artenliste, die lediglich Aale, Hechte, Flussbarsche, Schleie, Stichlinge und einen Karpfen umfasste. Fazit: "Der Fischbestand entspricht nicht der Norm", sagt Jankowski.

Um die Ufer- und Flachwasserzonen aufzuwerten, sollen bis Ende Juni diverse Bereiche mit Röhrichten und anderen Ufer- und Sumpfpflanzen versehen werden. Die Pflanzaktion läuft unter der Regie des Bezirksamtes. "Dabei werden wir tatkräftig von ASV-Mitgliedern unterstützt", sagt Sprecher Dr. Andreas Aholt. Die Schilfzonen bieten nicht nur Tieren Schutz, sondern filtern auch das Wasser und tragen so zu einer besseren Qualität bei. Zudem sollen Uferbereiche durch einfache Holzlattenzäune unzugänglich gemacht werden. Schließlich weisen Schilder entlang des Sees darauf hin, dass die abgezäunten Bereiche nicht betreten werden dürfen. Die Gesamtkosten betragen etwa 60 000 Euro, die von der BSU aus dem Topf für die Umsetzung der Wasserrahmen-Richtlinie der EU bezahlt werden.

Unterdessen gibt der Phosphorwert den Experten in der BSU nach wie vor Rätsel auf. Ursprünglich waren zwei Institute trotz unterschiedlicher Ansätze zum gleichen Ergebnis gekommen: Es gibt etwa eine Tonne Phosphor im Seewasser, die rücklösbar wäre und damit gebunden werden könnte. Nun reduzierte sich der Phosphorgehalt aber bereits drei Monate nach der ersten Bentophos-Ausfällung um 90 Prozent. Trotzdem ist der Wert zu hoch. Um im See das Baden zu erlauben, dürften 35 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nicht überschritten werden. Tatsächlich schwanken die Werte aber zwischen 45 und 70 Milligramm. "Das legt die Vermutung nahe, dass sich in dem Gewässer weit mehr als eine Tonne rücklösbaren Phosphors befindet", sagt Michael Meyer-Jenin, Diplom-Biologe und See-Experte der BSU. Messungen eines der beiden Institute erhärteten diesen Verdacht.

Einmal im Monat werden nun Wasserproben genommen und genau analysiert. Bis Ende 2014 laufen diese Untersuchungen. Bislang hat die Behörde 1,2 Millionen Euro in die Genesung des Sees investiert - in der Summe nicht enthalten sind die mehr als 500 000 Euro für die Bentophos-Ausfällungen. Das Geld kam vom Bund. "Allmählich kommen wir finanziell an unsere Grenzen und müssen überlegen, ob unsere Bemühungen noch verhältnismäßig sind", sagt BSU-Sprecher Volker Dumann.