Curslack (mad). Mit zwei Jahren malte sie ihr erstes großes Werk, mit sieben fragte Leyla Kampeter ihre Mutter, warum sie nicht so berühmt wie Dali sei. Heute zeigt die 17-Jährige ihr Frühwerk in der Praxisgemeinschaft am Curslacker Heerweg 1.

Inszeniert wurde die Ausstellung von Liane Kampeter zum Geburtstag ihrer Tochter. "Ich wollte zeigen, wie viel Kreativität und Kunst in der Welt eines Kindes stecken", sagt Kampeter, die als freischaffende Künstlerin in Curslack arbeitet. Sie bestückte den alten Ballsaal im Haus der Praxisgemeinschaft mit Bildern, selbst gemachten Büchern und Puppen sowie Objekten und Skulpturen ihrer Tochter: "Ich habe fast alles aufbewahrt, was Leyla gemalt, gebastelt, erfunden, genäht, geschrieben und erzählt hat."

An ihrem 17. Geburtstag stand Leyla Kampeter im Ballsaal auf einmal mitten in ihrem künstlerischen Schaffen aus zehn Jahren. Mit dabei waren ihre beiden besten Freundinnen. "Ich habe mich total gefreut, dass meine Mutter so etwas für mich gemacht hat", sagt sie. "Aber ich hatte auch Angst, dass meine Freundinnen die Ausstellung doof finden könnten." Die waren aber verblüfft über so viel Kreativität und hatten ihren Spaß, sich die Kinderkunstwelt anzuschauen. Leylas erstes Werk, das sie mit zwei Jahren unter vollem Körpereinsatz schuf, beeindruckt durch die abstrakte Formgebung und intensive Farbe. Ihr "Mann im Mond", den sie dreijährig malte, erinnert an Werke von zeitgenössischen Künstlern wie Cy Twombly.

Die Werke sind zeitlich eingeteilt nach Lebensjahren. So wird der Entwicklungsprozess der jungen Künstlerin nachvollziehbar. "Mit dieser Ausstellung wollte ich nicht nur meiner Tochter eine Freude bereiten, sondern auch den Besucher auffordern, sich offenen Blickes der Kunst von Kindern zu stellen", sagt Liane Kampeter. Damit steht sie in prominenter Tradition. Schon der Reitbrooker Alfred Lichtwark, erster Direktor der Hamburger Kunsthalle, stellte 1896 tausend Kinderbilder aus, um zu veranschaulichen, wie Kinder denken und malen. Coach und Diplompädagogin Nina Stiewink aus Bergedorf sagt: "Kinder sind erfüllt vom Anfängerblick, der alles immer neu sieht: Ein Stuhl ist auch eine Lokomotive, eine Insel, ein windumwehter Berg. Erwachsene, die kreativ sein wollen, ringen teilweise um diesen Anfängerblick. Leyla wird ihren eigenen Ausdruck als Erwachsene nicht mühsam wieder ausgraben müssen. Sie wird nicht Dali werden - sondern Leyla."

Liane Kampeter glaubt, dass viele Menschen Angst vor ihrer eigenen Kreativität haben, weil sie als Kind im künstlerischen Schaffen ausgebremst wurden: "In einem Kindergarten meiner Tochter musste der Regenbogen immer oben links sein und die Sonne rechts, sonst war es kein gutes Bild." Kinder sollten beim Malen, Basteln und Erfinden Wertschätzung und Förderung erfahren.

Mit Beginn der Schulzeit nahm die Beschäftigung mit der Kunst bei Leyla Kampeter kontinuierlich ab. Heute brennt die Gymnasiastin wieder für die Kunst. Im Kunstprofil der Oberstufe am Gymnasium Lohbrügge experimentiert sie mit Skulpturen, Fotografie und Video-Aufnahmen. "Ich habe im Garten einen Porree mit einem Chinaböller präpariert und die Explosion gefilmt", sagt Leyla. "Das sah echt gut aus."

Die Ausstellung ist bis Ende Mai zu den Praxiszeiten zu sehen: Montag bis Donnerstag von 9 bis 11 Uhr, freitags von 9 bis 13 Uhr sowie Montag, Mittwoch und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr.