Ochsenwerder (wi). Sie zählt zu den schönsten Winterblühern. Wenn sich ihre prallen Knospen entfalten, kommen zwischen vier und sieben Blüten zum Vorschein.

Schon Horst Janssen, der unter dem Titel "Tagebuch der Amaryllis" die unterschiedlichen Stadien einer sich öffnenden Knospe mit dem Zeichenstift festhielt, war ganz offensichtlich von deren Anblick fasziniert. Die Amaryllis hat jetzt Hochsaison. "Leider nur bis Weihnachten", sagt Frank Stieleke. "Danach ebbt die Nachfrage wieder ab." Der Gärtnermeister bedauert dieses Kaufverhalten, denn die Zwiebelpflanze bildet bis in den März hinein ihre traumhaft schönen Blüten.

Seit fünf, sechs Jahren baut der 45-Jährige die Amaryllis im großen Stil an. "Das bot sich an, weil wir auch Freesien produzieren und die beiden Pflanzen von der Anbauart sehr ähnlich sind", sagt er. In drei Gewächshäusern am Ochsenwerder Norderdeich stehen die satt-grünen Stauden in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, damit sie möglichst lange geerntet werden können. Bis zu 25 Zwiebeln finden auf einem Quadratmeter Platz, so stehen etwa 25 000 Pflanzen in einem Gewächshaus.

Normalerweise blüht die aus Südamerika stammende Amaryllis, auch Ritterstern (lateinisch: hippeastrum) genannt, im Frühling. Durch eine künstliche, zehnwöchige Kühlphase, die im Spätsommer beginnt, wird die Blütezeit vorgezogen. "Wir senken die Bodentemperatur von 21 auf zwölf Grad", sagt der Gärtnermeister. Das geschieht mittels Wasserschläuchen, die sowohl in als auch auf der Erde verlaufen. Die Kälte animiert die Zwiebeln zur Blüten-Anlage. Nach der zehnwöchigen Kälteperiode wird der Boden wieder auf 21 Grad Celsius erwärmt, mit der Folge, dass die Pflanzen nach sieben bis neun Wochen blühen. So kann Stieleke nicht nur exakt steuern, wann die Amaryllis erntereif sind, sondern auch wie viele.

Eine Unbekannte gibt es aber: Die Zwiebeln müssen alle vier bis fünf Jahre aus dem Boden genommen und gegen Schädlinge wie Nematoden behandelt werden. Dafür werden sie in 46 Grad warmes Wasser gelegt, anschließend gut getrocknet und wieder in den Boden gesetzt. "Ob die Pflanzen danach genauso kräftig werden wie zuvor, bleibt abzuwarten", sagt Stieleke.

Zurzeit fährt er täglich mit Tausenden der langstieligen Amaryllis-Blüten zum Großmarkt. 18 Sorten hat er im Angebot. Gefüllt oder ungefüllt: Das Farbspektrum dieser herrlichen Blüten, die bis zu zwei Wochen ihre Pracht in der Vase entfalten, reicht von diversen Rottönen über lachsfarben und zart gestreift bis zum strahlenden Weiß.