Neuengamme (wi). Nichts blieb an seinem angestammten Platz - weder Motor, Kühler oder Auspuff noch die kleinsten Schrauben und Dichtungen.

Selbst die Karosserie wurde, so weit wie möglich, in ihre Einzelteile zerlegt. Kein Teil des Allgaier A 24, das Hermann Plötz nicht in den Händen hatte und bearbeitete oder bearbeiten ließ. "Ich habe den Trecker komplett zerlegt, bis zur letzten Schraube", sagt der 70-Jährige.

Der Gärtnermeister aus Neuengamme tüftelt gern, allerdings nicht während der Arbeit im Betrieb. So zog er 2002 einen Schlussstrich und entließ den treuen Allgaier nach 50 Jahren Dienst in den Ruhestand. Weniger, weil der Trecker nicht mehr zuverlässig arbeitete. Vielmehr verfügte er auch über einen Bagger direkt hinter dem Sitz. "Und dessen Hydraulik leckte überall, wo es nur möglich war", sagt Plötz. Da die Gärtnerei am Neuengammer Hausdeich mittlerweile auch einen Radlader hatte, mit dem die Familie Erde, Torf und andere Materialien bewegen und verladen konnte, gab es einen adäquaten Ersatz für den Oldie.

Dem widmete sich Plötz von Stund' an nur noch in seiner Freizeit. Der Gärtner, der "auch ein guter Ingenieur geworden" wäre, begann mit besagtem Zerlegen des Allgaier in sämtliche Einzelteile, wobei ihm sein Sohn Ulrich häufig zur Hand ging. "Den 500 Kilogramm schweren Motor hätte ich allein gar nicht ausbauen können", sagt der Senior. Alles kam auf den Prüfstand - vor allem die Teile, die immer wieder rosteten. So verwendete er für den Aufbau des Treckers nur noch Schrauben aus hochwertigem Chrom-Vanadium-Stahl. "Den bringt selbst Salzwasser nicht zum Korrodieren", sagt Plötz.

Aus rostfreiem Stahl wurden auch Auspuff, Tank und Lenksäule angefertigt. "Im Grunde alle Teile, die sichtbar sind", sagt der Tüftler, der selbst die Anlasserkurbel verchromen ließ. Für die neue Konstruktion des Auspuffs fertigte er eigens "zehn bis 15 Zeichnungen" an. Er sollte seine Abgase künftig nach oben blasen - "über die Köpfe der Menschen hinweg"."Zu edel" sollte der restaurierte Trecker aber auch nicht werden. Deshalb trug Plötz, nachdem er die grüne Originalfarbe mit einem Sandstrahler entfernt hatte, die fünf Grundierungen und drei Lackschichten mit dem Pinsel auf die raue Oberfläche auf, glättete die Farbe anschließend mit der Rolle. "Dann wirkt der Lack nicht so perfekt wie gespritzt", sagt Plötz. Da es sich bei dem Allgaier ohnehin inzwischen um "einen halben Plötz" handelte, drückte der Gärtnermeister ihm auch bei der Farbwahl seinen persönlichen Stempel auf und strich ihn feuerrot.

Neun Jahre tüftelte Hermann Plötz an dem alten Schlepper. Der Aufwand hat sich gelohnt. Aus dem Nutzfahrzeug ist ein Schmuckstück geworden, dessen Anblick Männerherzen höher schlagen lässt. Seit Anfang des Jahres ist der Oldie zugelassen, sodass der Senior nun munter Ausflüge unternehmen könnte. Macht er aber nicht. "Die Bastelei hört nie auf", sagt er und scheint alles andere als unglücklich darüber zu sein. So nimmt er auch gerade das nächste Projekt in Angriff: Der Allgaier erhält zwei neue Hinterräder, die dem 24-Zoll-Originalrad entsprechen. "Das sieht einfach besser aus", sagt Plötz und grinst verschmitzt.