Bergedorf. Ein etwa 850 Kilometer langes Grabensystem bewahrt die Vier- und Marschlande davor, nach starken Regenfällen abzusaufen. Damit die Entwässerung funktioniert, müssen die Gräben gepflegt werden - von den Eigentümern der Grundstücke, an denen sie liegen.

Einmal im Jahr kontrollieren Experten in "Problemzonen" den Zustand der Entwässerungssysteme. Die vierwöchige Grabenschau 2011 wurde gerade beendet. Das Ergebnis ist so schlecht wie noch nie: "Es gab 247 Beanstandungen", sagt Torsten Riecken, Verbandstechniker des Ent- und Bewässerungsverbandes Marsch- und Vierlande. Zum Vergleich: 2010 gab es 172 Beanstandungen.

"Im November war es trocken wie nie zuvor", sagt Riecken. "In den Gräben befand sich wenig Wasser, deshalb waren Verschlammungen und Schilfgras gut zu erkennen. "In den beiden Vorjahren war genau das Gegenteil der Fall."

Riecken, Verbandsobmann Georg Odemann sowie die Bezirkobmänner und Vertrauensleute der 36 Gewässerbezirke beschauen vor allem Gräben in Gegenden mit dichter Wohnbebauung. "Wenn ein Acker voller Wasser ist, hat der Landwirt ein Problem. Deshalb hält er seinen Graben sauber. Dort, wo keine Nutzflächen, aber viele Häuser sind, werden die Gräben eher vernachlässigt", sagt der Verbandstechniker. Zu den "schwarzen Schafen" zählen auch Bergedorfer Bezirksamt und Stadt Hamburg: Mehr als 30 beanstandete Gräben grenzen an öffentliche Flächen.

Für kleinere Arbeiten, etwa das Mähen der Böschung, haben die Mitglieder, die wegen ihrer Versäumnisse angeschrieben wurden, maximal vier Wochen Zeit. Aufwendigere Arbeiten müssen bis zum 1. Februar erledigt sein. Riecken: "Einige Grabenzüge müssen komplett gereinigt werden. Dann raten wir den Anliegern, gemeinschaftlich eine Firma einzuschalten, die mit einem Bagger anrückt."

Die ersten Nachschauen beginnen Mitte Dezember in Neuengamme. Wer dann seiner Pflicht nicht nachgekommen ist, wird erneut angeschrieben. Nach weiteren vier Wochen wird schließlich eine Firma beauftragt - auf Kosten des "Graben-Sünders". In den vergangenen Jahren betraf dies im Durchschnitt maximal ein Prozent der rund 3700 Mitglieder des Verbandes.