Curslack. Schon als kleiner Junge hatte Fritz Peter Horrmann ein Traumauto: Es hieß “Tschitti-Tschitti-Bäng-Bäng“ und spielte die Hauptrolle im gleichnamigen Kinderbuch des James-Bond-Autors Ian Fleming. “Tschitti-Tschitti-Bäng-Bäng“ kann fahren, fliegen und schwimmen.

Genau so ein Super-Auto wollte der kleine Fritz Peter auch haben. Als Familienvater erfüllte er sich den Traum und kaufte seinen ersten Schwimmwagen, ein Amphicar - bloß fliegen konnte es nicht. Heute, mehr als 30 Jahre später, steht eines seiner Amphicars in der Garage seiner Tochter Patricia Degener in Curslack.

"Als mein Vater damals mit dem Auto vorfuhr, sind wir total ausgeflippt", erinnert sich die 41-Jährige: "Noch am selben Tag sind wir aufs Wasser gefahren." Der Schwimmwagen im Stil eines amerikanischen Schlittens traf genau den Geschmack der Familie. "Mein Vater wollte kein militärisches Gefährt wie zum Beispiel die schwimmenden Kübelwagen von VW", erklärt Degener. Das Amphicar verkörperte hingegen alles, was auch "Tschitti-Tschitti-Bäng-Bäng" ausmachte: einen Hauch von Luxus, eine Prise Witz und eine große Portion Auffälligkeit. Immerhin: "Bergab und mit Rückenwind" fährt das Gefährt noch heute gut 110 km/h.

Zwei Schiffsschrauben sind gut sichtbar neben dem Auspuff des Amphicars angebracht. Das 38 PS starke Gefährt lässt sich mit einem unauffälligen Hebel von Land- auf Schiffsbetrieb umstellen. Auf dem Lenkrad blitzt golden das Lübecker Holstentor. In der Hansestadt wurden die Amphicars eine Zeit lang in den 60ern gefertigt, später gab es eine Produktionsstätte in Berlin.

Dort hat auch der Amphicar-Club, bei dem Horrmann Mitglied wurde, seinen Sitz. Tochter Patricia ist inzwischen ebenfalls eingetreten. Schließlich liebt sie ihr Auto. Und ist deshalb für so manchen Rat, und sei es über Ersatzteile oder Schmieröl, dankbar. "Ich mache viel selbst an dem Wagen", sagt Degener. Kfz ist nur ihr Hobby, eigentlich hat sie auf Lehramt studiert. "Aber Lampen austauschen und Bremsen nachstellen, das geht schon", sagt die dunkelhaarige Frau, deren Augen leuchten, wenn sie von ihrem Schwimmauto spricht.

"Wir sind mit dem Amphicar meines Vaters nach Spanien gefahren. Da haben sich die Leute bekreuzigt, als wir vor ihren Augen ins Wasser fuhren", erzählt sie und grinst. Die Familienkutsche der Horrmanns tuckerte durch die Idylle schwedischer Seen. Und war natürlich auch auf der Elbe unterwegs. Das ging nicht spurlos an ihr vorüber: "Mein Vater musste das Amphicar aufarbeiten lassen, das dauerte eine ganze Weile." So lange wollte Familie Horrmann nicht auf den Schwimmspaß verzichten. Also wurde Amphicar Nummer zwei gekauft: froschgrün und ebenso erlebnishungrig wie sein roter Kollege in der Werkstatt.

Das grüne Auto hat Patricia Degener vom Vater übernommen. Und führt damit die Tradition der schwimmenden Familie fort: Mit ihren beiden Kindern tuckert sie mit maximal 11 Kilometern pro Stunde gern mal über die Dove-Elbe oder auf dem Schweriner See. "Die Schulfreunde wollen den beiden immer nicht glauben, dass wir ein schwimmendes Auto haben", sagt sie schmunzelnd. Entsprechend groß ist das Hallo, wenn sie sich bei diversen Kinderfesten damit blicken lässt und von Bord Bonbons verteilt.

Das Auto hat inzwischen Seltenheitswert, ist ein begehrter Oldtimer und vonseiten Degeners absolut unverkäuflich. Schließlich ist ihr "Frosch" fast schon Familienmitglied. Auch am kommenden Wochenende wird sich Patricia Degener hinters Steuer klemmen. Beim Lampionfest mit Feuerwerk "Die Elbe brennt" (Sonnabend, 21.30 Uhr, Festplatz Drage) treffen sich zahlreiche Amphicars am Stover Strand und gehen dort zu Wasser. Patricias grüner "Frosch" wird ebenfalls ins kühle Nass eintauchen. Und sehnsüchtige Blicke der Menschen am Elbstrand auf sich ziehen, deren Autos wohl niemals schwimmen lernen.