Ochsenwerder/Kirchwerder. Während am Kirchwerder Elbdeich Tausende Primeln in voller Blüte stehen und ihren süßen Duft in den Gewächshäusern verströmen, zeigen ihre Artgenossen am Ochsenwerder Elbdeich noch nicht einmal den Ansatz einer Blütenknospe.

Hat Ulrich Kayser den richtigen Zeitpunkt verpasst?

Ganz und gar nicht. Der Gärtner aus Ochsenwerder beliefert Friedhöfe und die dort ansässigen Blumenläden, zählt unter anderem die Camper vom Hohendeicher See zu seinen Kunden. Von daher spezialisierte sich Kayser auf späte Primelsorten. "Jetzt kann ich sie noch gar nicht verkaufen", sagt er. Wilfried Harden hingegen bietet seine Ware ausschließlich auf dem Großmarkt an, und dort werden die leuchtend bunten Frühlingsboten schon während der Adventszeit und zu Silvester nachgefragt. So hat jede Gärtnerei ihren eigenen Rhythmus.

Harden topft die Primel-Jungpflanzen vom 10. August bis Ende September. Nur so kann er gewährleisten, dass er bis Ende April ausreichend Nachschub hat. Die blühenden Pflanzen stehen bei 5 bis 10 Grad Celsius im Gewächshaus, diejenigen, die als nächstes blühen sollen, bei 5 Grad, alle anderen müssen sich mit 3 bis 4 Grad begnügen. Im Januar wächst auf den 6000 Quadratmetern unter Glas lediglich eine Kultur: Primeln. "Das ist aber auch der einzige Monat", sagt Harden. In der fünften Woche beginnt das Topfen der Beet- und Balkonpflanzen, von Ende Mai bis in den Juli hinein kommen die Euphorbien in die Gefäße. Sie nehmen dann die Hälfte der Gewächshausfläche in Anspruch und werden von Oktober an verkauft.

Ulrich Kayser kümmert sich erst in der ersten Septemberwoche um seine Primel-Jungpflanzen. Dann wachsen auf den 5000 Quadratmetern unter Glas schon um die 1000 Weihnachtssterne heran, die übrigens auch zur Familie der Euphorbien gehören. Von Ende Januar an sind die Beet- und Balkonpflanzen an der Reihe, die es gern warm haben und entsprechend heizintensiv sind.

Kosten für Jungpflanzen, Heizung, Löhne und Fahrzeuge: Lohnt sich das Geschäft überhaupt noch? "Wir versuchen ständig, die Arbeitsabläufe noch rationeller zu gestalten", sagt Wilfried Harden, der froh ist, dass er seine Heizung in 2004 auf Anthrazitkohle umgestellt hat. "Damit fahre ich vergleichsweise günstig", sagt der Gärtnermeister. Kayser heizt seit 2006 mit Holz und nutzt die dreiwöchige Betriebspause im Sommer, um aus Stämmen - von 40 Zentimetern Umfang aufwärts - Kleinholz zu machen. "In diesem Jahr habe ich 23 Lkw-Ladungen verarbeitet", sagt der Vater dreier Kinder. "Das ist Rekord."