Kirchwerder. Für den Denkmalschutz ist es nach wie vor ein erhaltenswertes Kleinod: das denkmalgeschützte Hufnerhaus am Hower Hauptdeich 133 a.

Doch das 1714 erbaute und nach einem Brand 1870 wieder aufgebaute Bauernhaus verfällt zusehends. Seit einem Jahr kümmert sich auch kein Maklerbüro mehr um den Verkauf. Für den Erhalt tut sich nichts. Viele Menschen in Vierlanden empfinden das Haus mehr als Schandfleck, denn als potenzielles Schmuckstück.

Tatsächlich bröckeln die Mauern, sind Fenster und Türen marode, ist das Reetdach nur noch dünnes Flickwerk. Selbst Denkmalschützer Albert Schett vom Denkmalschutzamt sieht das Zeitfenster rapide schrumpfen, in dem das Haus noch zu retten wäre. "Vielleicht fünf Jahre noch", sagt er. Dann droht der Abriss.

Noch sei das Tragwerk des Hauses intakt, das etwa 180 Quadratmeter Wohnfläche bietet, an die sich 300 Quadratmeter Wirtschaftsräume anschließen. Auch wenn das Holz nass werde, müsse es, so Schett, nicht zwangsläufig faulen. "Es kommt darauf an, dass es auch immer wieder trocken wird." Deswegen war die Reparatur des Reetdaches im Jahr 2007 für den Erhalt wichtig. Schnell müsste jetzt ein Liebhaber her, der sich des Hauses annimmt, das auf einem 2400 Quadratmeter großen Grundstück steht. Es könnten eine Pension oder mehrere Wohnungen darin Platz finden. Allerdings wurde die Immobile schon in der Zeit, als sie noch bis in die 1990er-Jahre hinein bewohnt war, nicht modernisiert. Sie verfügt weder über ein Bad noch über eine Heizung - von zwei Kaminöfen einmal abgesehen. Zudem möchte die nach unseren Recherchen sehr zurückgezogen lebende Eigentümerin noch eine sechsstellige Summe für die Immobilie haben. Sie selbst hat die Mittel offenbar nicht, das Haus herzurichten. So sind auch Ersatzmaßnahmen, die beim Eigentümer geltend gemacht werden könnten, von Seiten des Denkmalschutzamtes nicht zu erwarten. Wenn dem Eigentümer die Herrichtung eines denkmalgeschützten Objekts wirtschaftlich nicht mehr zuzumuten ist, ist ein Abbruch möglich. Und so scheint er unaufhaltsam zu laufen, der Countdown bis zum Abriss.

Dass es auch anders geht, beweisen zahlreiche alte Bauten in den Vier- und Marschlanden, die wieder hergerichtet wurden oder auf ihren Wiederaufbau warten.

So hat zum Beispiel die Kirchengemeinde Kirchwerder ein altes Bauernhaus vom Kirchwerder Elbdeich eingelagert, damit es einmal wieder aufgebaut werden kann. Die Riepenburger Mühle wurde von einem engagierten Mühlenverein vor dem Verfall gerettet. Das Hufnerhaus am Billwerder Billdeich 256, das der Boberger Reitverein betreut, kann jetzt denkmalgerecht instand gesetzt werden, nachdem Mittel aus verschiedenen Fonds und dem Sonderinvestitionsprogramm fließen. Das Zollenspieker Fährhaus steht dank Bodo Sellhorn heute noch. Engagierte Eigentümer haben die historischen Bahnhöfe im Landgebiet zu Schmuckstücken gemacht.