Bergedorf. Viele Wochenmärkte stecken in der Krise, verzeichnen seit Jahren Umsatzeinbußen, manche bis zu 40 Prozent (wir berichteten). Einen Rettungsplan hat das Bezirksamt seit eineinhalb Jahren in der Schublade, bisher fehlten die finanziellen Mittel zur Umsetzung.

Nun hat das Warten ein Ende: 219 000 Euro fließen in den kommenden drei Jahren in den "Wochenmarkt der Zukunft", als wichtigen Absatzmarkt für die Betriebe aus dem Landgebiet.

Ermöglicht wird das Projekt durch Fördermittel: Die Europäische Union zahlt mit etwa 109 000 Euro den Löwenanteil. Das Geld stammt aus dem Topf des "Leader"-Programmes zur Entwicklung ländlicher Räume. Die Wirtschaftsbehörde beteiligt sich mit rund 49 000 Euro. Der Rest, etwa 60 000 Euro, stammt aus Mitteln der Bezirksversammlung.

Einen Teil des Geldes bekommt Eileen Hansen. Die Ökotrophologin soll sich drei Jahre als hauptamtliche Kraft um die Umsetzung des Marketing-Konzeptes kümmern. Eileen Hansen hat Anfang dieses Jahres ihr Studium mit Diplom beendet. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften sammelte sie Daten zur Situation der Bergedorfer Wochenmärkte, entwickelte eine Marketing-Strategie. Sie soll jetzt fortentwickelt werden, als Modell-Projekt für alle Hamburger Wochenmärkte, die unter der Aufsicht der jeweiligen Bezirksämter stehen.

Geplant sind ein einheitliches Logo und Slogans, die "im Kopf des Kunden Klick machen", sagt Bezirksamtsleiter Dr. Christoph Krupp. Denkbar seien auch einheitliche Schürzen der Beschicker und Einkaufsbeutel mit Wiedererkennungswert. Krupp: "Wir brauchen ein gemeinsames Werbekonzept. Trotzdem sollen die Märkte natürlich bunt und vielfältig bleiben."

Auf Bussen, Schildern und Bannern sollen den Bergedorfern Wochenmärkte und Marktzeiten näher gebracht werden. Rezepte zu saisonalen Produkten und Kochshows auf den Märkten sind ebenfalls angedacht. "Außerdem wollen wir den Branchenmix erweitern, auch Salate anbieten, die Berufstätige in der Mittagspause anlocken ", sagt Krupp. "Wir haben die Chance, etwas aufzubauen, das auf Dauer bestand hat." Die Kampagne wird im Frühjahr 2010starten. Erste Werbeaktionen wird es eventuell noch in diesem Jahr geben.

Durch das "Leader"-Förderprogramm der EU sollen weitere Projekte in Hamburg mitfinanziert werden, darunter einige in den Vier- und Marschlanden. Insgesamt 2,3 Millionen Euro stehen für Projekte in der Hansestadt zur Verfügung - Geld aus Brüssel, von Bund und Land. Die Antragsteller, Betriebe, Initiativen oder der Bezirk, müssen einen Teil der Kosten selbst aufbringen - zwischen 50 und 75 Prozent. Die Ausnahme bilden agrarpädagogische Angebote. Sie werden durch "Leader" bis zu 100 Prozent gefördert. Die Projekte müssen bis Ende 2013 realisiert sein.

"Es geht darum, im ländlichen Raum Aktivitäten gemeinsam mit den Akteuren zu fördern, die dort leben", sagt Christiane Wellensiek. Mit Heidi Narberhaus arbeitet sie als Regional-Managerin für den Verein "Stadt - Land - Fluss". Die beiden Frauen koordinieren die Vergabe der Fördermittel in Hamburg, sind Ansprechpartnerinnen für die Antragsteller und betreiben Öffentlichkeitsarbeit für die länd- lichen Räume in Hamburg.

Der "Wochenmarkt der Zukunft" ist das erste und bisher einzige Projekt, das von der Wirtschaftsbehörde bewilligt wurde. Weitere Projekte in Bergedorf, die auf Unterstützung hoffen, wollen wir - in loser Folge - in unserer Zeitung vorstellen: Dazu zählen das "Vierländer Ernteglück" (Städter bauen in Kirchwerder Gemüse an), der Bau eines historischen Vierländer Ewers und eines Seminarraums auf dem Milchhofs Reitbrook.