Borghorster Elbwiesen: Kritik am Vorgehen der Stadt und der Umweltverbände.

Wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre, würde der Hauptdeich heute dort verlaufen, wo sich der Schleusenleitdamm befindet. Wer wie Bernd Puttfarken und Dirk Harden den Hochwasserschutz wegen der schwankenden Grundwasserlinie lieber direkt an der Elbe sähe, dem behagt die Vorstellung, dass der Leitdamm geöffnet werden soll, gar nicht. So war den Nachbarn vom Altengammer Hauptdeich die geplante tideabhängige Überflutung der Borghorster Elbwiesen/Besenhorster Sandberge von Anfang an ein Dorn im Auge. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit dem Projekt Borghorster Elbwiesen nun der letzte, noch fehlende Ausgleich für die Airbus-Erweiterung geschaffen werden soll.

Ganz im Gegenteil: Puttfarken und Harden ärgert es maßlos, wie schleppend Hamburg seiner Verpflichtung zum Flächenausgleich nachkommt. Fast fünf Jahre nach Fertigstellung der Airbus-Erweiterung hat noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren für das letzte gute Drittel der Ausgleichsfläche begonnen. "Andererseits kauft Hamburg die Altengammer Vordeichwiesen zwischen Löschplatz und Neuengamme auf und verkauft sie an Vattenfall", sagt Puttfarken.

Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, bestätigt, dass die Vordeichwiesen ein "direkter Ausgleich für den Kraftwerksbau in Moorburg sind". Bei der Vorbereitung der Baustelle seien Wattflächen planiert und ein Auengehölz abgeholzt worden. In dem Vorland soll bis Ende 2012 zusätzlich zur Schlinz ein neuer Priel mit einer direkten Verbindung zur Elbe angelegt werden. "Das wäre ein idealer Ausgleich für Airbus gewesen", sagt Harden.

Probleme bereitet den beiden Altengammern auch, dass die Naturschützer offenbar mit zweierlei Maß messen. Einerseits befürworten sie die tideabhängige Überflutung der Borghorster Elbwiesen, weil sie sich nur so zum Paradies für Weichholzauen, Tideröhrichte und den Schierlings-Wasserfenchel entwickeln können. "Andererseits nehmen die Naturschutzverbände den Tod von Maulwürfen billigend in Kauf", sagt Puttfarken. "Auch Niederwild kann da nicht mehr leben."

Geht es nach der Zahl der Hügel, scheinen die Elbwiesen tatsächlich ein bevorzugtes Gebiet des emsiges Tunnelbauers zu sein. Nun ist er laut Bundesartenschutzverordnung aber "unter besonderen Schutz gestellt". Und nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, "Maulwürfe zu fangen und mit Fallen, Gift oder Abgasen zu töten". Da stellt sich die Frage, wer ökologisch wertvoller ist: ein Schierlings-Wasserfenchel oder ein Maulwurf?