“Tiergestützte Pädagogik“ - erfolgreiches Projekt an der Schule Curslack-Neuengamme.

Pelle ist neugierig und zu entdecken gibt es viel. Zum Beispiel einen Schulranzen, aus dem es verführerisch nach Käse- oder Wurstbrot riecht. Nicht immer kann Pelle der Versuchung widerstehen, der Sache auf den Grund zu gehen - zumal, wenn Frauchen gerade nicht aufpasst, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt ist. Die Krux ist: Von diesen Ranzen gibt es 25 an der Zahl. Denn Pelle, ein schwarzer Labrador Retriever, verbringt seit knapp neun Monaten täglich zwei Stunden in einem Klassenzimmer der Grundschule Curslack-Neuengamme am Gramkowweg. Er ist der Klassenhund der 3 b.

Als Andrea Dirkes im September vergangenen Jahres ihren acht Wochen alten Welpen zum ersten Mal mit in den Unterricht nahm, wusste sie nicht, ob das Projekt "Tiergestützte Pädagogik" erfolgreich sein würde. Die Schulleitung unterstützte das Vorhaben der Klassenlehrerin genauso wie 23 der 25 Eltern. Nicht zu vergessen Silke und Dieter Rother, das Hausmeister-Ehepaar, die den Hund vor und nach seinem zweistündigen Unterricht zu sich nehmen. Andrea Dirkes erinnert sich: "In der Anfangszeit schlief Pelle noch sehr viel. Da war es in der Klasse immer mucksmäuschenstill, sobald er sich hinlegte - drei Wochen lang. Keines der Kinder wollte ihn wecken."

Mittlerweile ist der Labrador fast ausgewachsen, hat die Gehorsams-Ausbildung bereits hinter, die Begleithunde-Ausbildung aber noch vor sich. Sie kann er erst mit zwölf Monaten beginnen. Pelle ist stressfest und absolut gutmütig. Selbst wenn sich Andrea Dirkes und die Kinder für den "Energiestarter" im Kreis aufstellen und bei der Übung "Windmühlenflügel" wild mit den Armen kreisen, bleibt er gelassen.

Die Anwesenheit des Hundes wirkte sich auf alle Mädchen und Jungen der Klasse 3 b positiv aus. "Selbst Kinder, die anfangs große Angst vor ihm hatten und schreiend wegliefen, arbeiten heute freiwillig neben ihm", sagt die Pädagogin. "Pelle gibt ihnen ein gutes Gefühl, stärkt ihre Selbstsicherheit. Er mag sie vorbehaltlos, egal, ob sie gut oder schlecht lesen." Hinzu kommt: Der Hund steht in der Rangfolge unter den Kindern. Sie geben ihm mittags sein Futter und dürfen es ihm auch wieder wegnehmen. Er hört auf ihr Kommando.

Andrea Dirkes hat auch festgestellt, dass der Hund ein gutes Kontaktmedium zu sehr verschlossenen Kindern ist. Denn er bietet sich sofort als Gesprächsthema an. Ebenso gute Erfahrungen machte sie mit unruhigen und unkonzentrierten Schülern: Sie werden in Gegenwart des Rüden schnell ruhig. Auch die Feinmotorik einiger Drittklässler verbesserte sich allein dadurch, dass sie regelmäßig "Leckerli", die kleinen Hundekekse, für den Rüden verstecken.

Danach gefragt, ob sie sich noch einen Schulvormittag ohne Pelle vorstellen können, lautet die Antwort der Klasse 3 b einvernehmlich "Nein".