Bergedorf. Wolfgang Klopp steigt anderen Menschen gern einmal aufs Dach - besonders in Curslack, Neuengamme und Altengamme. Denn das ist der Kehrbezirk des Schornsteinfegers seit vier Jahrzehnten. Einige seiner Kunden kennt er bereits in der vierten Generation.

Der 58-Jährige begann am 14. April 1969 in den Vierlanden mit seiner Arbeit. Zuvor war Klopp in Lüchow in die dreijährige Lehre gegangen, hatte er ein Jahr in Sprötze (Kreis Harburg) gearbeitet. Der geborene Berliner ist also bereits seit 44 Jahren Schornsteinfeger.

In seinem Kehrbezirk in den Vierlanden arbeitet er inzwischen für den zweiten Meister: "23 Jahre lang war ich bei Hans Joachim Felsch angestellt, der mich 1969 als Geselle eingestellt hatte. Seit 1992, nachdem Herr Felsch in Rente gegangen war, arbeite ich für dessen Nachfolger, den Bezirksmeister Marco Fick", sagt der Schornsteinfeger und fügt schmunzelnd hinzu: "Der hat mich als lebendes Inventar übernommen."

Normalerweise muss ein Schornsteinfeger seinen Besuch mindestens 48 Stunden vorher ankündigen. "Hier auf dem Lande geht das aber meist auch kurzfristig, denn die Leute kennen mich gut und vertrauen mir. Viele deponieren einfach die Hausschlüssel für mich. Außerdem weiß ich, wann wer Zeit hat", sagt Klopp.

Wie viele Haushalte in seinem Kehrbezirk von Klopp und seinem Kollegen betreut werden? "Ich weiß es nicht genau, einige Tausend sind es", sagt er. Pro Arbeitstag reinigt der 58-Jährige bis zu 40 Schornsteine oder misst den Schadstoffausstoß und den Energieverlust von bis zu 18 Anlagen.

Klopps wichtigste Werkzeuge sind der Leinen- und der Stoßbesen aus Stahl zum Reinigen der Schornsteine von Öfen, Kaminen und Heizungen und das Messgerät, das an die Prüföffnungen in den Rauchrohren der Gas- und Ölheizungen angeschlossen wird. "Diese Emissionsschutzmessungen sind erst seit den 1980er-Jahren üblich. Inzwischen machen sie den Großteil der Arbeit des Schornsteinfegers aus", sagt Wolfgang Klopp.

Und noch eines hat sich im Laufe der Jahrzehnte geändert: "Es gibt weniger Trinkgeld", verrät der Handwerker. "Das liegt vor allem daran, dass ich bis Mitte der 90er-Jahre selbst mit den Kunden abgerechnet habe. Inzwischen läuft das per Bankeinzug oder Überweisung." Damals trug Klopp sein Abrechnungsbuch unter seinem schwarzen Zylinder - "meinem mobilen Büro". Dort deponiert er heute die Bestellzettel. Verschwiegenheit ist für den Schornsteinfeger selbstverständlich: "Sobald ich beim Nachbarn bin, habe ich den letzten Kunden vergessen."

Gelegentlich muss Klopp seine körperliche Fitness unter Beweis stellen: Dann klettert er die bis zu 20 Meter hohen Großschornsteine von Curslacker Gärtnereien hoch. Oder der Familienvater klettert alte, zehn bis zwölf Meter hohe Schornsteine alter Reetdachhäuser hinauf. "Die haben keine Stufen, da muss man sich raufstemmen. Diese Schornsteine messen meist 45 mal 50 Zentimeter." Klopp wurde im Hinaufsteigen alter Schornsteine noch an der Schornsteinfegerschule in Hannover geprüft, "heute ist dies kein Prüfungsfach mehr", sagt er.

Klopp und seine Frau leben in Neuengamme. Sie haben zwei erwachsene Söhne, die ebenfalls als Handwerker ihren Lebensunterhalt bestreiten, und zwei Enkeltöchter. In seiner Freizeit fährt der Schornsteinfeger gern Motorrad. Oder er schießt mit Luft- oder Kleinkalibergewehr im Schießklub Tell oder bei der Vierländer Schützengesellschaft.

Ob er häufig von Passanten auf der Straße berührt wird, um Glück bringenden Ruß zu erhaschen? "Ja, inzwischen sogar wieder mehr. Die Leute brauchen wohl Glück in so schwierigen Zeiten."

"Die Leute kennen mich gut und vertrauen mir." Schornsteinfeger Wolfgang Klopp