Reinbek (gr). Es begann mit einer lockeren Internet-Bekanntschaft und endete in einer Katastrophe: Die 22-jährige Katja B. (Name von der Redaktion geändert) wurde bei einem Treffen mit ihrem vermeintlich charmanten Internet-Plauderer in dessen Reinbeker Wohnung brutal vergewaltigt und schwer misshandelt. So lautet der Anklagevorwurf der Staatsanwaltschaft.

Gestern wurde gegen den 27-jährigen Wladimir M. (Name ebenfalls geändert) vor dem Landgericht Lübeck wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Wladimir M. wurde schon kurz nach der Tat am 31. November 2008 festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. In der gestrigen Verhandlung wies er die Vorwürfe zurück "Ja, wir hatten Sex miteinander, aber es geschah im gegenseitigen Einvernehmen", sagte er.

Angeklagter beteuert unter Tränen seine Unschuld

Während seiner Aussage brach er immer wieder in Tränen aus, auf Bitten des Verteidigers gönnte das Gericht dem Angeklagten schließlich eine Verhandlungspause.

Katja B. habe aus der Nase geblutet, sie habe sich übergeben müssen und sei "völlig durcheinander" gewesen, räumte er schließlich ein, er selbst habe aber zu keinem Zeitpunkt Gewalt angewendet. Er habe sie sogar nach Hause fahren wollen. Tatsächlich hatte er die völlig hilflose und verstörte Frau nachts im menschenleeren Industriegebiet Haidland aus dem Auto geworfen. Einen Grund dafür konnte er dem Gericht nicht nennen.

Gegen die Darstellung des Angeklagten sprechen die Aussagen dreier Ärzte im Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift. Einer hatte die junge Frau nach ihrer Notaufnahme im Krankenhaus untersucht, dabei waren ihm sofort erhebliche äußere Verletzungen aufgefallen. Die Patientin habe außerdem sichtlich unter Schock gestanden, sie sei angetrunken gewesen und habe keine klaren Angaben über die Herkunft der über den ganzen Körper verteilten Blutergüsse machen können. In ihrer Blutprobe wurden 1,7 Promille Alkohol festgestellt.

Gynäkologe spricht eindeutig von Vergewaltigung

Noch am selben Tag untersuchte ein Gynäkologe die Patientin, er fand schwere Verletzungen im Intimbereich. "Für mich besteht kein Zweifel an einer Vergewaltigung, denn bei normalem, einvernehmlichen Geschlechtsverkehr sind solche Verletzungen ausgeschlossen", so der Arzt. Als dritter Sachverständiger kam ein Experte des gerichtsmedizinischen Instituts der Universität Kiel zu Wort. Er führte die Verletzungen von Katja B. in seinem Gutachten auf "stumpfe Gewalteinwirkung" zurück, denkbar seien Fußtritte oder Schläge mit einem harten Gegenstand.

Der Prozess wird am 23. April fortgesetzt, dann wird vermutlich auch das Opfer zu Wort kommen.