Kirchwerder. Die Vier- und Marschlande mit ihren zahlreichen Gewässern bieten dem Eisvogel ideale Lebensräume. Dem Patentier des Bezirks, das vom Nabu (Naturschutzbund Deutschland) zum “Vogel des Jahres 2009“ gewählt wurde, mangelt es allerdings an Nistmöglichkeiten.

Die Vögel bauen ihre Höhlen in steile Uferkanten, umgeben von Bäumen und Büschen, von denen aus sie sich auf Stichlinge und andere Jungfische stürzen. Das Bezirksamt hat bereits vier Nisthilfen bauen lassen, weitere sollen folgen.

Eine von ihnen - die anderen drei wurden in Allermöhe, Neuengamme und an der Bille in Bergedorf-Stadt errichtet - befindet sich an der südlichen Uferkante des Reitbrooker Sammelgrabens (Neuengammer Durchstich) in Höhe Kirchwerder Landweg 172. "Die Uferkante ist abgeflacht, deshalb macht eine Nisthilfe hier Sinn", sagt Sven Baumung von der Bergedorfer Nabu-Ortsgruppe. Er geht davon aus, dass derzeit zehn Eisvogelpaare in Bergedorf leben.

Die Nisthilfen werden von Uwe Wehling und dessen Team aus der Abteilung Wasserwirtschaft des Bezirksamtes gebaut. Die Materialkosten liegen bei jeweils rund 350 Euro. Hergestellt werden sie aus ausgehärtetem Lehm, Sand und Kalk. Die nur etwa 15 Zentimeter hohen Eingänge sind aus Holzbeton. Sie führen durch mehrere, bis zu 70 Zentimeter lange Gänge in die Höhlen.

Jede Nisthilfe ist für ein Vogelpaar vorgesehen. Baumung: "Hier kann das Weibchen in der einen Höhle schon wieder brüten, während das Männchen in der Nachbarhöhle die Jungen füttert." Wenn genug Nahrung vorhanden ist, kann es bis zu drei Bruten in einem Jahr geben.

Ob die Nisthilfe am Neuengammer Durchstich (zwischen Dove- und Gose-Elbe) bereits von einem Eisvogelpaar bewohnt wird, konnte Baumung nicht sagen. Sie wurde erst vor wenigen Tagen fertiggestellt. "Aber die anderen Nisthilfen, von denen zwei bereits seit zehn Jahren existieren, werden von den Tieren gut angenommen", sagt er. Wo sie genau sind, soll nicht verraten werden: "Eisvögel sind sehr empfindlich. Selbst durch Angler, die sich in ihrer Nähe aufhalten, können ganze Bruten verloren gehen", sagt Barbara Jantzen, im Bezirksamt für Umwelt- und Naturschutz zuständig.

In Zusammenarbeit mit dem Nabu wurden bereits weitere potenzielle Nisthilfen-Standorte festgelegt. "Jedes Jahr wollen wir eine weitere Nisthilfe bauen", sagt Barbara Jantzen. Finanziert wird dieses Vorhaben - neben weiteren zur naturnahen Gestaltung der Gewässerränder im Bezirk - durch Mittel für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union.