Lauenburg (gp). Kein Schnattern, kein Quaken und kein Trompeten - nur fressen und rasten. Einer Versammlung von über 800 Großvögeln begegnete ich kürzlich auf einem großen Rapsfeld bei Witzeeze.

Etwa 500 Schwäne und 300 Graugänse, das ist ein Rekordbesuch, auch im Vergleich zu früheren Jahren. In der Mehrzahl rasten und fressen hier unsere heimischen Höcker-Exemplare einer Schwanenart, die an ihren aufrechten Hälsen und gelbschwarzen Schnäbeln leicht zu erkennen sind. Weitgereiste Gäste dagegen sind die Singschwäne aus nördlichen Tundra-Gebieten, in dieser Jahreszeit eiskalt und tief verschneit.

Jeder kennt unseren heimischen Höckerschwan. Im Benehmen nicht immer "mein lieber Schwan", sondern durchaus auch zänkisch und aggressiv gegenüber anderen Wasservögeln. Auch vor Menschen, die sich der Schwanbrut nähern, machen die bis zu 12 Kilogramm schweren Vögel nicht Halt.. Auf den Güster Seen "herrschte" lange Zeit ein Höckerschwan, der forsch und übermütig Tretboote auf dem See angriff, nicht nur zum Schein, sondern auch mit kräftigen Flügelschlägen gegen den Bootskörper.

Aber was treibt die Schwäne in Massen auf die Rapsfelder? Wenn die Seen, wie noch vor kurzem, zugefroren sind, finden die reine Pflanzenfresser dort kein Futter, nichts zu holen in den vereisten Uferregionen. Auch der offene Elbe-Lübeck-Kanal mit befestigten Ufern hat kaum pflanzliche Kost zu bieten. Also, ab auf die Rapsfelder!

Nicht nur an ihren Schnäbeln, sondern auch an ihrer "Musik" kann man die Schwäne unterscheiden. Unsere Höckerschwäne fliegen mit stummen Schnäbeln, aber die Flügel erzeugen pfeifende Fluggeräusche. Die Gäste aus der Tundra fliegen mit wohltönendem Posaunenklang - daher auch der Name Singschwan. Im Frühjahr kehren die großen Vögel, dank vitaminreicher Rapsnahrung, wieder in ihre Heimat, die einsame Tundra zurück. Und unsere Höckerschwäne werden im März wieder im dichten Schilf ihre Nester bauen und im schönen Monat Mai mit der Brut beginnen.