Ratzeburg. In Lütau und Basedow drehen sie sich seit fast fünf Jahren: 14 Windenergieanlagen des Typs AN Bonus erzeugen hier im Jahr einen Nettoertrag von rund 27 155 Megawattstunden. In den nächsten Jahren könnten im Südkreis weitere Windparks und kleine Standorte hinzukommen.

Schleswig-Holstein will den Anteil der Windenergie an der Stromproduktion bis zum Jahr 2020 um das Dreifache steigern und sucht an den Küsten und im Binnenland nach neuen Flächen. Das Innenministerium hat alle Kreise aufgefordert, Standorte zu finden und in den Kreisen Konzepte aufzunehmen, die später dann in die Regionalpläne eingearbeitet werden können. Auch im Südkreis wird die Interessenlage in Städten und Gemeinden derzeit abgefragt.

Im Amtsbereich Lütau, in dem sich der Windpark "Herzogtum Lauenburg" befindet, haben laut Amts-Geschäftsführer Martin Rieper acht Gemeinden Interesse angemeldet: "Wir wollen auf jeden Fall den Fuß in der Tür haben." Im Amtsbereich Hohe Elbgeest kommen fünf Standorte in Frage. Während Wiershop und Hohenhorn mit von der Partie sind, wird in Dassendorf, Worth und Hamwarde noch beraten.

Im Amt Schwarzenbek Land dagegen bleibt man passiv: "Wir wollen erstmal abwarten, was der Kreis uns vorschlägt", meint Amtsleiter Hubert Kudling, obwohl ohne Stellungnahme keine Berücksichtigung erfolgt.

Nicht nur der Umweltgedanke, auch die Aussicht auf Gewerbesteuereinnahmen aus der Stromproduktion könnte für die chronisch unter Geldknappheit leidenden Gemeinden ein Anreiz sein. 70 Prozent der Gewerbesteuer sollen den Standort-Kommunen zufließen, nur zehn Prozent an den Sitz der Betreiberfirma. Für Zuwegungen und Sockelfläche winkt den Grundeigentümern eine Pacht von 5 Prozent der Netto-Einspeisevergütungen, entsprechend einer Summe von bis zu 20 000 Euro im Jahr.

Für den Amtsbereich Hohe Elbgeest hat - unabhängig von den Landesplänen - bereits die Umweltberatung Buhck im Auftrag des bundesweit tätigen Anlagenanbieters Juwi windergiebige Flächen ermittelt. Danach würden sich auf insgesamt sieben Flächen der Gemeinden Dassendorf/Brunstorf, Worth, Hohenhorn, Wiershop/Hamwarde, Kollow Nord, Kollow-Wiershop und Hamwarde/Kollow insgesamt rund 35 Anlagen lohnen.

Für die Bürgermeister von Hohenhorn und Wiershop stehen aber nicht die Einnahmen, sondern der Umweltgedanke und Skepsis gegenüber der Kernenergie im Vordergrund: "Wir brauchen alternative Energiequellen", sagen Hans-Jürgen Meinert und Hans-Ulrich Jahn. Gewerbesteuer-Einnahmen werden als angenehmes Nebenprodukt angesehen. Bürgermeister Uwe Schack ist dagegen unsicher, ob seine Worther Bürger Windräder akzeptieren: "Nicht alle wollen auf so ein Windrad gucken. Wir sind doch froh, dass wir die ganzen kleinen Strommasten losgeworden sind." Und Dassendorfs Bürgermeisterin Martina Falkenberg will erst einmal Stimmen einholen: "Wenn, dann müssen wir mit den Brunstorfern gemeinsame Sache machen", sagt sie mit Blick auf den Standort, der sich auf beide Gemeindegemarkungen erstreckt.

Bis zum Sommer soll der Kreis dem Land ein Konzept vorlegen. Ob die von der Umweltberatung Buhck ermittelten Flächen den landesplanerischen Kriterien entsprechen, muss sich bis zum Sommer zeigen; dann soll das Kreiskonzept vorliegen. Flächen an einer Siedlungsachse - das betrifft Börnsen, Escheburg, Geesthacht - kommen nicht in Frage.

Ebensowenig Naturschutzgebiete. "Den Gemeinden, die sich für Windkraft entscheiden und dafür in Frage kommen, wollen wir gerne behilflich sein", so die Buhck-Umweltberaterin Lys Zorn.