Curslack. Es schien ein fürchterlicher Nachmittag für Lars Stephan zu werden. Da bekam der etatmäßige Ersatzkeeper des Oberligisten SV Curslack-Neuengamme ob des krankheitsbedingten Fehlens von Stammtorwart Torsten Schönsee (Grippe) ausgerechnet im Testspiel gegen die Bundesliga-Reserve des Hamburger SV eine Bewährungschance, und nun hatte der 22-Jährige bereits nach zehn Minuten zweimal hinter sich greifen müssen.

Der Frust saß dementsprechend tief beim Schlussmann. "Wieso steht der schon wieder frei?", schrie Stephan verzweifelt seine Vorderleute an. Zunächst jedoch war der Torhüter weiterhin mehr oder minder auf sich allein gestellt. Beinahe im Minutentakt musste er sich waghalsig in die Schüsse der HSV-Akteure schmeißen, die im ersten Abschnitt von der Vierländer Defensive "freies Geleit" bekamen. Nur gut für den SVCN, dass Stephan großartig hielt und die Gäste - wie im Übrigen auch in der bisherigen Regionalliga-Serie - allzu verschwenderisch mit ihren Gelegenheiten umgingen. So unterlag Curslack am Ende vor 230 Zuschauern am Gramkowweg "nur" mit 0:5.

"So hätte es schon zur Pause stehen können", analysierte der langjährige Betreuer Otto Henke treffend nach dem Abpfiff. Ein indirektes Lob für Stephan, der nach den frühen Treffern von André Hahn (3.) und Grgur Rados (10.) weitere Großchancen des HSV vereitelte. Auf der Gegenseite musste Ex-England-Legionär Nick Hamann (FC Chelsea) im Gehäuse der Hamburger in der ersten Hälfte nicht ein einziges Mal eingreifen. Das lag vielleicht auch daran, dass den Hausherren in Christian Spill ihr erfolgreichster Oberliga-Schütze (17 Saisontreffer) fehlte. "Ich bin aufs Knie gefallen und weiß noch nicht ganz genau, was es ist", erklärte der 23 Jahre alte Angreifer.

So drehte der Stürmer während der Begegnung nur ein paar lockere Runden und registrierte, dass sich seine Mannschaftskameraden im zweiten Abschnitt deutlich steigerten. Sogar zwei Großchancen durch den eingewechselten Homan Khastoo (60., 87.) resultierten aus den Bemühungen der Elf von Coach Torsten Henke. "Ich denke, wir haben in der zweiten Halbzeit ganz gut gestanden. Man darf nicht vergessen, dass wir erst zweimal trainiert haben", meinte der 42-Jährige.

Sein Pendant Rudolfo Esteban Cardoso, der kurz vor dem Jahreswechsel den glücklosen Karsten Bäron ablöste, hatte seine Mannen derweil an jedem Tag der vergangenen Woche zum Training gebeten. "Wichtig ist, dass sich alle bewegt haben und sich niemand verletzt hat", sagte der 40-jährige Argentinier. Erfreut registrierte der 220-malige Bundesliga-Profi zudem, dass sein Kapitän Rafael Kazior in blendender Frühform ist. Der 25-Jährige erzielte in den zweiten 45 Minuten einen lupenreinen Hattrick (73., 80. Elfmeter, 85.). Kazior war neben Hamann und Kosi Saka im Übrigen der einzige Gäste-Akteur, der bereits im Profibereich Erfahrungen sammeln durfte. "Der Rest war ja blutjung", erkannte Henke beim Blick auf den Mannschaftsbogen.