Neuengamme. Der letzte fahrende Lebensmittelhändler in den Vierlanden ist nun im Ruhestand: Lothar Grube (65) war 40 Jahre lang in Neuengamme, Curslack und Kirchwerder unterwegs, um die Anwohner mit Brot, Obst, Milch, Gemüse und weiteren Produkten des täglichen Bedarfs zu versorgen.

Lothar Grube (65), letzter fahrender Lebensmittelhändler in Vierlanden, geht in den Ruhestand.

Jetzt stieg der Neuengammer zum letzten Mal in seinen 29 Jahre alten Mercedes-Lkw, um mit seinem rollenden Supermarkt über die Dörfer zu fahren. Viele Kunden umarmten den mobilen Kaufmann, schenkten ihm Blumen und andere Präsente.

Grube betrieb das Geschäft mit seiner Frau Ursula (65), die 1972 in das Unternehmen eingestiegen war, in der dritten Generation. "Mein Großvater verkaufte seit 1937 Lebensmittel. Er fing an mit Milch, die er in einer großen Kanne per Fahrrad durch Curslack und Neuengamme transportierte", sagt der 65-Jährige. "Später hatte er dann Pferd und Wagen." Als Lothar Grubes Vater das Geschäft 1950 übernahm, ersetzten bereits Dreirad-Lieferwagen der Marken Goliath und Tempo das Pferdegespann. Lothar Grube, gelernter Im- und Exportkaufmann, gab 1969 seinen Bürojob auf und stieg beim elterlichen Betrieb ein. 1985 übernahm er die Leitung.

Grube fuhr meist allein durch das Landgebiet. "Anfangs hatte ich eine eigene Tour in einem zweiten Verkaufswagen", sagt er. "Später haben meine Frau und ich uns mit dem Mercedes abgewechselt." Etwa 80 Stopps machte das Ehepaar auf den Touren, die von Tag zu Tag variiert wurden - immer dort, wo die meisten Stammkunden wohnten. Grube: "Die Kunden wussten ziemlich genau, wann sie auf unsere Autohupe zu achten hatten." Start und Ziel war das Wohnhaus der Grubes an der Straße Achter de Wisch in Neuengamme.

Das Sortiment habe immer knapp 900 Artikel umfasst, darunter auch Brötchen, Zeitschriften, Alkohol und Naschkram, berichtet der Neuengammer. Mindestens ebenso wichtig wie das Warenangebot waren die Klönschnacks: Die neuesten Nachrichten aus der Nachbarschaft gab es in dem rollenden Supermarkt, wo die Kunden schnell Nachbarn zum Schnacken trafen.

Für den großen Mercedes-Lkw mit Regalwänden und Kühlung, den Grube 1980 maßgeschneidert erworben hatte, ist nun der TÜV abgelaufen. "Größere Reparaturen lohnen sich nicht mehr. Deshalb ist dies der richtige Zweitpunkt zum Aufhören, schließlich sind wir inzwischen im Rentenalter", sagt Lothar Grube.

Rollende Lebensmittelhändler seien in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren keine Seltenheit in den Vierlanden gewesen, berichtet Grube. "Damals gab es bis zu sieben ambulante Händler." Heute sind lediglich noch ein Fischhändler und ein Bäcker mit ihren mobilen Verkaufswagen dort unterwegs.