Sie stechen dem Fahrgast am Mittleren Landweg regelrecht in die Augen: die neuen Fahrkartenautomaten mit moderner “Touchscreen“-Bildoberfläche.

Im maroden Bahnhof Mittlerer Landweg sind nur die Geräte für den Fahrkartenkauf neu. Viele Fahrgäste kommen mit der modernen Technik allerdings nicht klar.

Sie stehen seit wenigen Wochen zwischen Aufgang und Bahnsteig des Bahnhofs und bieten einen im Dorf nie dagewesenen Komfort - von der einfachen Karte bis zur elektronischen Platzreservierung in Fernzügen. Neu ist auch, dass ihre Bedienung viele Fahrgäste zur Verzweiflung treibt.

Besonders ältere Menschen kommen mit den Geräten nicht klar. Doch auch Jüngere steigen manchmal - zwangsläufig - ohne Ticket in die S-Bahn: "Die Automaten haben mein Münzgeld nicht angenommen - was soll ich machen? Schließlich will ich die Bahn deshalb nicht verpassen", meinte gestern eine genervte junge Frau auf dem Weg in die City.

"Das Berühren des Bildschirms finde ich praktisch gemacht, aber das Menü ist verwirrend", sagt Lisa Wallschläger. Die 77-Jährige aus Billwerder wollte gestern eine Fahrkarte für die Fahrt Mittlerer Landweg - Hamburger Hauptbahnhof erwerben. Sie benötigte drei Anläufe. "Allerdings habe ich die Automaten heute zum ersten Mal gesehen", sagt Lisa Wallschläger. "Nun weiß ich ja wenigstens im Ansatz, wie sie funktionieren."

Die neuen Automaten wollen so gar nicht ins Gesamtbild passen. Denn der Bahnhof bietet ein jämmerliches Bild. Über und über mit Spraydosen-Schmierereien "verziert", brüchige Wände, karges Bahnsteigmobiliar, statt einer Infokarte nur eine grauverschmierte, leere Fläche. Doch alles soll besser werden: Die Grundsanierung des Bahnhofs Mittlerer Landweg ist fest anvisiert. "Der Baubeginn ist für Ende 2009 geplant", sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Unter anderem soll binnen eines Jahres der Bahnsteig erneuert werden, sollen die alten Bahnhofsgebäude weichen und wird ein Aufzug installiert. Der Bahnhof Mittlerer Landweg wird dann ähnlich kahl aussehen wie die Station Tiefstack. Bezahlt wird die Grundsanierung aus einem Sofortprogramm von Bahn und Stadt Hamburg. Insgesamt werden 9,8 Millionen Euro für die Instandsetzung von 18 S-Bahnstationen ausgegeben.

Bis die Sanierung beginnt, bleibt die Station nicht unbeobachtet. Jeden Monat wird zum Beispiel die bröckelige Decke des Treppenaufgangs kontrolliert. Es gibt laut Meyer-Lovis bisher keine akute Gefahr, auch nicht von den angeschlagenen Steinstufen ausgehend, die sich unter der rissigen Decke befinden.

Schließlich hat die Bahn bahnhofsübergreifend auf eine Beschwerde reagiert, die allerdings nicht vom Mittleren Landweg kam. Danach wurden die Fahrradschienen entfernt, auf denen ein Rad bequem am Treppenrand geschoben werden konnte. "Der Abstand von der Treppe bis zum Geländer war durch die Schienenbreite zu groß", sagt Meyer-Lovis. Gerade ältere Leute hätten Probleme gehabt, den Handlauf ordentlich greifen zu können.