Ochsenwerder. Weder Theater- und Liederabende noch Konzerte und Partys: In Rieges Gasthof bleibt es weiterhin mucksmäuschenstill, kehrt bis auf Weiteres kein neues Leben ein.

Pachtvertrag mit Gastwirt Arne Meyer kam wegen "zu kurzer Nutzungsdauer" nicht zustande.

Zwar will die Finanzbehörde den Traditionsgasthof weiterhin an Arne Meyer, Wirt der benachbarten "Wein- & Friesenstube", verpachten. Doch das Nutzungsrecht soll immer nur für einen Monat gelten und jeweils um einen Monat verlängert werden - oder auch nicht.

"Darauf kann ich nicht aufbauen", sagt der 37-Jährige, der den 108 Jahre alten Saal gern für Veranstaltungen gepachtet hätte (wir berichteten). "Es kostet mich Zeit und Geld, wenn ich den Saal dekoriere und mit Tischen und Stühlen und vielem mehr ausstatte. Dafür brauche ich schon eine gewisse Planungssicherheit." Diese sehe er bei einem halben Jahr gewährleistet, nicht aber bei einem Monat.

Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, bestätigt, dass die Nutzung von Rieges Gasthof monatlich befristet ist. Der Grund: Die Liegenschaft arbeitet zurzeit eine neue Ausschreibung für das Objekt am Ochsenwerder Kirchendeich aus, will einen weiteren Versuch unternehmen, das 1829 erbaute Haus, das seit einem Jahrzehnt leer steht, zu verkaufen. "Deshalb muss der Nutzungsvertrag kurzfristig kündbar sein", sagt Stricker.

Im Gegensatz zu der Ausschreibung in der ersten Hälfte dieses Jahres brauchen Interessenten dieses Mal neben einem Gebot kein Bau- und Nutzungskonzept mehr einzureichen, das den Erhalt des Saales einbezieht. Jetzt wird ein Investor gesucht, "der das Haus abreißt und Wohnungen baut", sagt Stricker. Diese Variante war aber auch schon bei der vorigen Ausschreibung möglich. Trotzdem griff keiner der "mehreren Interessenten", die es laut Finanzbehörde gab, zu. Das könnte vor allem daran gelegen haben, weil der Kaufpreis deutlich über 300 000 Euro lag. Nicht gerade wenig für ein Gebäude, das ohnehin abgerissen werden soll.

"Ende Dezember, Anfang Januar sollen die Ausschreibungsunterlagen verschickt werden", sagt Stricker. Die Frist für die Bewerbung läuft nach sechs Wochen aus. Warum sie so kurz ist, vermochte der Behördensprecher nicht zu beantworten. Das legt die Vermutung nahe, dass es bereits einen Bewerber gibt. Dem widerspricht Bezirksamtsleiter Dr. Christoph Krupp: "Sechs Wochen sind bei solchen Objekten durchaus üblich."

Bleibt abzuwarten, was die neue Ausschreibungsrunde ergibt. Dass die Stadt das Gebäude verkauft, wenn sie auf dem Preis beharrt, ist unwahrscheinlich. Entweder senkt sie ihn deutlich, oder Arne Meyer kann doch noch seine Theater- und Konzertabende realisieren.