Kirchwerder. Es ist 8.45 Uhr. Die Pfützen am Stoppelfeld zwischen Gose-Elbe und Kirchwerder Hausdeich tragen eine glitzernde Eisschicht. Fröstelnde Jugendliche steuern mit skeptischen Blicken auf einen Bauwagen der Bergedorfer Försterei und 900 Bäumchen zu.

Jugendliche der Gesamtschule Bergedorf forsten in Kirchwerder ein Feld mit Bäumen auf.

Ihre Spaten blitzen in der Sonne. Keine halbe Stunde später ist den Mädchen und Jungen richtig warm, die Stimmung prächtig. Das liegt an dem, was sie tun: Sie pflanzen einen Wald.

"Das macht richtig Spaß hier, obwohl es anstrengend ist", sagt zum Beispiel Janine Graumann. Die 13-Jährige gehört zu etwa hundert Schülern der Gesamtschule Bergedorf, die gestern 900 Bäumchen gepflanzt haben. "Plant for the Planet" ist die Aktion, die dahinter steht (siehe Kasten). Im vorigen Jahr hatte die GSB mit der Aufforstung der Fläche in Kirchwerder begonnen. "Die etwa 2000 Pflanzen vom vergangenen Jahr sind zwar noch da und lebendig, aber doch stark verbissen", sagt Försterin Christine Franke. So war das frisch bepflanzte Feld offenbar ein gedeckter Tisch für Rehe und andere Tiere, die an den Bäumchen knabberten.

Diesmal wurden bereits drei Jahre alte, etwa 1,30 Meter hohe Bäume gepflanzt. Sie stammen von einer Pinneberger Baumschule. GSB-Lehrkräfte hatten die Aktion bestens vorbereitet, sodass die Schüler Hainbuche, Linde, Stieleiche, Bergahorn und Rotbuche einbuddeln konnten. "Das ist gar nicht so einfach", findet Niclas Rehm, der aber kräftig zupackt, denn "ich wollte schon immer mal wissen, wie ein Wald entsteht." Forstwirt Thomas Kämpfer und Kollegin Antje Giesenberg zeigen es: Den Spaten winklig in den Boden einstechen und spatentief die Erde hochheben. In die vordere Schnittkante wird die Wurzel des Baums "geschwungen", also nicht gestaucht oder gedrückt. "Aufpassen, dass weder Wurzeln noch Rinde beschädigt werden. Sonst kann sich ein Pilz ansiedeln und die Bäume zerstören", mahnt Kämpfer.

Die Schüler Steffen Theodor, Jan Claas Lübbers und Ben Meyer sind schnell ein eingespieltes Team, treten auch die Erde um den eingepflanzten Baum vorsichtig und sorgsam fest. Die Dreizehnjährigen pflanzen eine Reihe Stieleichen, "da tun wir was für die Umwelt und müssen mal nicht in der Schule sitzen", sagt Ben erfreut. "30 Jahre", schätzt Steffen werde es wohl dauern, bis er in Kirchwerder durch diesen Wald spazieren könne. Das ist noch lange hin, vermittelt aber eine tolle Perspektive. Wer kann seinen Kindern schon stolz erzählen: "Diesen Wald habe ich selbst mit angepflanzt."