Etwa 4000-mal stechen sie mit ihrer Sticknadel in den Wollstoff und wieder heraus bis eins der alten, schönen Vierländer Motive fertig ist: die Damen des Handarbeitskreises der Landfrauen Kirchwerder.

Der Handarbeitskreis der Kirchwerder Landfrauen schmückt und polstert die harten Sitzbänke.

. Jetzt kann sich die Kirchwerder Kirchengemeinde auf das Ergebnis von etwa 200 000 Stickstichen freuen: Die Landfrauen überreichen beim Familiengottesdienst am ersten Advent 50 neue Sitzkissen für die harten Bänke der St.-Severini-Kirche.

Bereits zum vierten Mal engagieren sich die Frauen auf diese Art für die Gemeinde und so zieren bald 250 Kissen die schmalen Bänke. "Ich bin nicht nur in froher, nein, sondern in frohester Erwartung", kommentiert Pastor Joachim Sach die anstehende Gabe. "Die Landfrauen unterstützen die Kirche mit einer Fülle von Dingen, etwa das gespendete Vierländer Tor am Kirchenheerweg, die Altarbehänge oder eben die Sitzkissen. Wir sind absolut begeistert über dieses nachhaltige Engagement", sagt Sach.

So wie er freuen sich viele über die weichen und hübschen Polster. Bei manchen geht die Begeisterung allerdings auch zu weit: Es kommt vor, dass Kirchenbesucher versuchen, Kissen mitgehen zu lassen. "Das geht natürlich überhaupt nicht, das macht man nicht", sagt Pastor Sach. Die Ausreden der Ertappten reichen von "Die haben wir selbst mitgebracht" bis "Wir wollten das Motiv nur mal bei Tageslicht beschauen". Glücklicherweise sind die Kissen an den Mustern und den Initialen der Stickerinnen zu identifizieren.

Die Kirchengemeinde hat diesmal die Materialkosten von 2000 Euro für die Kissen übernommen. Loden, Stramin, Perlgarn, Federfüllung, die wegen des außergewöhnlichen Maßes von 35 mal 40 Zentimetern speziell angefertigten inneren Hüllen - da kommen pro Kissen 40 Euro Materialkosten zusammen. Je nach Blickwinkel ist diese Summe viel oder wenig, denn "das Engagement der Landfrauen ist natürlich unbezahlbar", sagt Pastor Sach.

Unter der Leitung von Hilde Krützmann sind die Kissen bei den Treffen des Handarbeitskreises entstanden. Ihre Ideen und die zum Teil historischen Stickvorlagen motivierten nicht nur die 50- bis 90-Jährigen des Handarbeitskreises. Auch die elfjährige Jana Donner stickte bis die Wangen glühten: "Ich hab' nur drei Tage gebraucht, das hat ganz viel Spaß gemacht", sagt sie stolz und zeigt ein florales Muster. Mit ihrer Leidenschaft hat sie sogar ihre siebenjährige Schwester Jacqueline angesteckt, die nun ebenfalls im Kreis der Landfrauen den Kreuzstich übt.