Kirchwerder. Enttäuschender Auftritt der 21-jährigen Vierländerin beim Deutschen Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek. Doch sie zeigt Größe.

Horsemanship nennen es die Reiter, wenn jemand einen guten und fairen Umgang mit seinem Pferd zeigt. Über wie viel Horsemanship Jung-Profi Elisa Marlene von Hacht aus Vierlanden bereits verfügt, bewies die 21-Jährige am Sonntagnachmittag. Als die Springreiterin mit ihrem 14-jährigen Wallach Lancoon beim legendären Hindernis „Pulvermanns Grab“ den Eingangssprung abräumte und damit bereits den vierten Springfehler beging, traf von Hacht eine kluge Entscheidung: Sie brach den Auftritt nach 14 von 17 Hindernissen vorzeitig ab.

Der Traum von einer vorderen Platzierung war da mit 16 Fehlerpunkten längst ausgeträumt. Denn nichts, aber auch gar nichts hatte an diesem Nachmittag für das Paar vom Reit- und Fahrverein Vierlanden gestimmt.

Bei Pulvermanns Grab waren Konzentration und Kraft dahin

Mit viel Galopptraining hatte von Hacht auf den Strecken rund um den Hof in Negernbötel, wo Lancoon steht, an der Kondition ihres Pferdes gearbeitet, damit dieser den 1250 Meter langen Parcours gut bewältigen würde. „Bei ihr kann ich mir vorstellen, dass ihr eine gute Runde gelingt.“ Die Co-Kommentatorin Janne Friederike Meyer-Zimmermann, Mannschafts-Weltmeisterin 2010, hatte den hoffnungsvollen Satz gerade ausgesprochen, da patzte von Hacht mit Lancoon schon am allerersten Sprung, einem harmlosen Rick, einem „Pille-Palle-Sprung“, wie Reporter Carsten Sostmeier anfügte.

Anschließend zeigte das Duo vom Reit- und Fahrverein Vierlanden dann aber seine Qualitäten, kam gut über Höchstschwierigkeiten wie den Großen Wall, bevor am Birkenoxer ein weiterer Flüchtigkeitsfehler folgte. Dann kamen die beiden Bahnschranken, die in Klein Flottbek in einem Abstand von 7,60 Metern stehen. So ist es Tradition seit 100 Jahren, normal sind rund 50 Zentimeter mehr. Für Lancoon mit seiner weiten Galoppade war das ein Problem, er riss erneut. Und als dann bei „Pulvermanns Grab“ Fehler Nummer vier folgte, hatte Elisa Marlene von Hacht ein Einsehen, ersparte dem Wallach weitere Negativ-Erlebnisse. Denn es gibt ja immer ein nächstes Jahr.

Ein einzelnes Mauerstück entscheidet über den Derby-Sieg

Im Stechen siegte schließlich Marvin Jüngel aus Sachsen, mit 21 Jahren genauso alt wie die Vierländerin, obwohl sein Pferd Balou’s Erbin am letzten Hindernis, der Mauer, anklopfte. Doch das Mauerstück blieb schräg stehen anstatt zu fallen. Manchmal läuft es halt, und man hat das nötige Glück – und manchmal nicht.