Curslack. SVCN-Mannschaft rehabilitiert sich im letzten Heimspiel mit einem 6:4-Erfolg gegen Union Tornesch. Doch es bleiben viele Fragezeichen.

Wenige Minuten vor dem Anpfiff der Partie gegen Union Tornesch nahm Torsten Henke, Sportlicher Leiter des Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme, im Mittelkreis des Sportplatzes am Gramkowweg die Verabschiedung der Spieler vor, die den Absteiger am Saisonende verlassen werden. Als der 56-Jährige alle Blumensträuße verteilt hatte, winkte er kurz in Richtung der Sprecherkabine, woraufhin aus den Lautsprechern der Schunkelsong der ehemaligen Volksschauspielerin Heidi Kabel: „In Hamburg sagt man Tschüss“, erklang. Es war eine ziemlich emotionslose Zeremonie, die von den zu diesem Zeitpunkt noch wenigen Zuschauern auf der Tribüne weder groß zur Kenntnis genommen noch beklatscht wurde. Das gründete gewiss auch darauf, dass Henkes Worte an die scheidenden Kicker nicht via Mikrofon nach außen getragen wurden. Aber die Ignoranz der Schaulustigen war eben auch ein Indiz für ein sehr abgekühltes Verhältnis vieler treuer SVCN-Fans zu ihrer Mannschaft, die sie so sehr in dieser Saison enttäuscht hat.

Der 6:4-Erfolg im letzten Heimspiel dieser aus Curslacker Sicht völlig verkorksten Serie gegen noch abstiegsbedrohte Tornescher war zwar ein nettes Entschuldigungsschreiben des nun auseinanderfallenden Teams. Der erst fünfte Saisonsieg im 35. Spiel konnte die Verfehlungen der Vergangenheit aber natürlich nicht einmal ansatzweise übertünchen. Der SVCN wird als ein Beispiel in die Oberliga-Historie eingehen, wie sich ein Club durch katastrophale Personalpolitik selbst zugrunde gerichtet hat. Dabei ist die Schuld am sang- und klanglosen Abstieg keineswegs allein bei den in dieser Spielzeit Verantwortlichen zu suchen. Nachdem in den Vorjahren mit großem finanziellen Aufwand versucht worden war, auf Augenhöhe mit Serienmeister TuS Dassendorf zu kommen und im vergangenen Sommer dann der Gürtel erheblich enger geschnallt werden musste, kam es notgedrungen zu einem Umbruch. Dieser scheiterte krachend.

Fünf Neuzugänge gehen den Weg mit in die Landesliga

Von den externen Akteuren, die vor und während dieser Saison geholt wurden, werden nur Hendrik Bombek, Timo Czech, Stjepan Brkic, Marcel Rump und Rückkehrer Marvin Schalitz den Weg in die Landesliga mitgehen. Alle anderen Sommer-Neuverpflichtungen sowie der im Winter ebenfalls zurückgeholte Jannik Mohr verlassen den SVCN. Teils freiwillig, teils, weil der Verein nicht mehr mit ihnen weiterarbeiten will. Dass auch langjährige Stützen wie Verteidiger Sebastian Spiewak und Angreifer Arnold Lechler keine Zukunft mehr in den Planungen von Neu-Coach Sascha Bernhardt sowie der sportlichen Leitung spielen, gründet primär auf ihrer Verletzungshistorie.

Eine positive Erscheinung in dieser Saison war Defensivmann Hendrik Bombek, der oft mit starken Leistungen aufwartete. Er bleibt dem SVCN auch in der kommenden Saison treu.
Eine positive Erscheinung in dieser Saison war Defensivmann Hendrik Bombek, der oft mit starken Leistungen aufwartete. Er bleibt dem SVCN auch in der kommenden Saison treu. © Hanno Bode | Hanno Bode

Nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Freitag bei Altona 93 (19 Uhr, Griegstraße) wird am Alten Bahnhof zwar nicht alles auf Null gestellt, da einige Leistungsträger wie Kapitän Witalij Wilhelm und Moritz Kühn den Vierländern die Treue halten. Der Umbruch mit mindestens 14 neuen Spielern wird jedoch im zweiten Jahr in Folge gewaltig sein. Mit weniger Geld, aber mehr Herzblut und Identifikation will der SVCN zurück in die Zukunft. Diesen Weg hätte der Club auch in der Oberliga einschlagen können. Denn das fußballerische Potenzial für den Klassenerhalt schlummerte allemal im aktuellen Team. Weil es aber viel zu lange dauerte, bis die Mannschaft einigermaßen zusammenwuchs, in vielen Partien Führungen aus der Hand gegeben worden und das Abwehrverhalten häufig sehr naiv war, muss Curslack nach 17-jähriger Zugehörigkeit zur Stadtliga absteigen.

Trainer Marcello Meyer zieht eine versöhnliche Saisonbilanz

„Es war eine schöne Zeit hier für mich - wenn auch nicht besonders erfolgreich“, sagte Spielertrainer Marcello Meyer nach der Tornesch-Partie. Der 32-Jährige hatte das Amt Anfang Oktober vom entlassenen Coach Sven Schneppel übernommen, agierte aber genauso glücklos wie sein Vorgänger. Nach dem Altona-Spiel ist für Meyer ebenso wie für Co-Trainer Marko Schultz und Teammanager Christian Humpert Schluss am Gramkowweg.

Dass sich die Sportanlage des SVCN demnächst wegen des Austausches des Kunstrasenplatzes in eine Baustelle verwandeln wird, passt ins Bild einer Mannschaft, an der große Umbauarbeiten vorgenommen werden.

Torfolge: 1:0 Hendrik Bombek (10.), 2:0 Florian Rogge (13.), 3:0 David Borgmann (16.), 4:0 Stjepan Brkic (33.), 4:1 Tim Moritz (40.), 4:2 Moritz (62.), 5:2 Pascal El-Nemr (68.), 6:2 El-Nemr (72.), 6:3 Flemming Lüneburg (78.), 6:4 Björn Dohrn (90.+3/Elfmeter) SVCN: Babuschkin Meyer, Mohr, H. Giese (72. Jacobs), Wilhelm - Bombek (58. Rump), Rogge, Brkic (58. Czech), Kühn, El-Nemr (72. Schalitz) - Borgmann (72. Spiewak)