Dassendorf. Kurz vor Weihnachten hat Jordan Brown seine Reisetasche gepackt. Im Gepäck für seinen Trip nach Schweden hatte der Defensiv-Allrounder der TuS Dassendorf nicht nur Bekleidungsstücke und einen Kulturbeutel, sondern auch die Hoffnung, in dem skandinavischen Land endlich von seinen Leiden erlöst zu werden. „Er ist dort zu einem Achillessehnen-Guru geflogen“, berichtet sein Trainer Peter Martens. Bereits seit über einem halben Jahr laboriert Brown an hartnäckigen Achillessehnen-Problemen. Nach seinem Pflichtspiel-Debüt für die TuS im Erstrundenspiel des Lotto-Pokals beim Meiendorfer SV (13:0) konnte der Sommerzugang vom Regionalligisten Eintracht Norderstedt nicht mehr für den Hamburger Fußball-Meister auflaufen.
Und wenn die TuS am Sonnabend (13 Uhr, Wendelweg) den FC Süderelbe zum Oberliga-Duell empfängt, wird der 31-Jährige das Geschehen erneut von draußen beobachten müssen. Denn auch der Spezialist in Schweden konnte ihm nicht helfen. „Der Junge tut einem richtig leid“, sagt Martens, der Dassendorf gemeinsam mit Thomas Hoffmann coacht. Das Schicksal des früheren Profis, der einst für den Grasshopper Club Zürich in der ersten Schweizer Liga spielte, geht dem Trainer-Duo nicht nur aus sportlichen Gründen unter die Haut.
Brown, Möller, Dittrich – drei Langzeitverletzte bei der TuS Dassendorf
Denn der Königstransfer des vergangenen Sommers ist auch menschlich ein großer Gewinn für die TuS und versucht trotz aller Schmerzen, Woche für Woche im Rahmen seiner Möglichkeiten zu trainieren. Möglich ist das für den Routinier allerdings nur in der Schulsporthalle mit Athletik-Trainer Hans-Joachim Ohle. An Einheiten mit der Mannschaft unter freiem Himmel ist derzeit noch nicht zu denken.
„Er wird wohl in dieser Saison nicht mehr spielen können“, befürchtet Martens. Ihm und Hoffmann fehlt somit ein enorm erfahrener und vielseitiger Akteur bei der „Mission Titelverteidigung“. Und Brown ist bei den Dassendorfern nicht der einzige Schlüsselspieler, der in die Rubrik „langzeitverletzt“ fällt. Sven Möller, Hamburgs Fußballer des Jahres 2018, zog sich in der Oberliga-Auftaktpartie beim Eimsbütteler TV (0:3) einen Kreuzbandriss zu. Und Maximilian Dittrich fällt wegen einer Schambeinentzündung nun bereits fast zwei Jahre aus.
Nach seinem Kreuzbandriss kämpft Sven Möller ums Comeback
Anders als bei Brown hat Martens aber zumindest bei Offensiv-Antreiber Möller die Hoffnung, dass er in dieser Saison zumindest noch ein paar Minuten auf dem Platz stehen kann. „Er arbeitet wie ein Berserker an seinem Comeback. ,Mölli’ macht das großartig und ist auf einem sehr, sehr guten Weg“, lobt der Trainer den 32-Jährigen.
Bester Kumpel des Blondschopfes ist übriges Henrik Dettmann. Der Defensiv-Stratege mit dem nahezu immer fehlerfreiem Passspiel ist zwar nicht verletzt, wird der TuS gegen Süderelbe aber aus privaten Gründen nicht zur Verfügung stehen. „Das ist bitter“, klagt Martens. Denn wie enorm wichtig „Benno“, wie Dettmann gerufen wird, für den Serienchampion ist, wird immer gerade dann ersichtlich, wenn der 32-Jährige mal fehlt.
FC Süderelbe – „eine der besten Oberliga-Mannschaften derzeit“
Nur gut für Dassendorf, dass der ebenfalls lange Zeit verletzte Zhi-Gin Lam nun wieder fit ist. Der ehemalige Bundesliga-Profi des HSV dürfte gegen den FCS gemeinsam mit Oliver Doege im defensiven Mittelfeld auflaufen. Möglich ist allerdings auch, dass der im Zweikampf noch etwas robustere Amando Aust an der Seite von Lam spielt. Denn Stabilität in der Zentrale wird gegen Süderelbe vermutlich von hoher Relevanz sein.
„Das ist für mich eine der besten Oberliga-Mannschaften derzeit“, lobt Martens das zuletzt viermal in Folge siegreiche Team aus Neugraben-Fischbek. Im Hinrunden-Duell am Kiesbarg bekam die TuS Süderelbes Stärke zu spüren. „Ich bin froh, dass wir dort 0:0 gespielt haben. Das war einer der glücklichsten Punkte, die ich als Trainer jemals gewonnen habe“, sagt Dassendorfs Coach.
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Das Aluminium und Keeper Sebastian Kalk retteten dem Meister seinerzeit den Teilerfolg, der überschattet wurde von einer Roten Karte gegen Süderelbes Trainer Stefan Arlt. Der 58-Jährige war im ersten Abschnitt versehentlich an der Seitenlinie von Mattia Maggio umgerannt worden, griff danach zu einem Gartenstuhl und machte eine Bewegung, die darauf hindeutete, als wolle er den Stürmer mit dem Hocker angehen. Es war der negative Höhepunkt eines hochemotionalen Duells, in dessen Anschluss Dassendorfs Top-Torjäger Martin Harnik sagte: „Ich habe mich zum ersten Mal für den Amateurfußball geschämt.“
Der Skandal des Hinspiels soll keine Rolle mehr spielen
Ob die Vorkommnisse beim ersten Aufeinandertreffen am Sonnabend am Wendelweg eine Rolle spielen werden, bleibt abzuwarten. „Mich interessiert nicht, was damals passiert ist“, sagt Martens. Sein Fokus liegt ganz auf der eigenen Mannschaft, die aktuell zwar noch Tabellenzweiter mit drei Punkten Rückstand auf den TSV Sasel ist, jedoch drei Begegnungen weniger als der Spitzenreiter ausgetragen hat. Gefühlt steht die TuS also trotz ihres schwachen Saisonstarts mit lediglich sieben Punkten aus den ersten fünf Partien nun schon wieder auf dem Platz an der Sonne. Es ist das Resultat harter Arbeit. „Alle Spieler sind total willig“, freut sich Martens.
Dass sein Team nun so ganz ohne Komplikationen zur Titelverteidigung spazieren wird, glaubt der erfahrene Übungsleiter aber nicht: „Wir müssen noch immer einen Mörder-Weg gehen.“ Um für diesen bestmöglich gewappnet zu sein, hat die TuS personell noch einmal nachgebessert. Vom Bezirksligisten TSV Glinde wurde Muhammed Emin Özalp verpflichtet. Gegen Süderelbe wird der Angreifer allerdings nicht auf dem Feld, sondern an der Bande neben Brown und den anderen Dassendorfer Verletzten stehen. Denn auch der Offensivmann fällt wegen einer Blessur aus, die er sich im Testspiel gegen den FC St. Pauli II (2:2) zuzog.
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