Hamburg. Bei den Basketballern der Red Devils Bramsche gibt es eine im deutschen Sport seltene Konstellation: Vater und Tochter auf der Trainerbank. Im Kellerduell der 1. Regionalliga bei den TSG Bergedorf Stargazers saßen Reiner und Leonie Frontzek lange Zeit seelenruhig nebeneinander, obwohl ihre Mannschaft auf der Verliererstraße war. Im Schlussviertel aber gab es etwas Knatsch im Hause Frontzek.
Nachdem Papa Reiner, der Coach, einige Entscheidungen der Referees kritisiert hatte („Die sind so schlecht“), stand nun auch die Co-Trainerin Leonie auf und ließ ihrem Unmut über die Unparteiischen einmal kurz Luft. Doch das stieß beim Familienoberhaupt nicht auf Gegenliebe. Mit einer unmissverständlichen Handbewegung forderte der frühere Nationalspieler seine Tochter auf, sich wieder hinzusetzen. Schweigend, den Kopf in die Hände gestützt, verfolgte sie, wie ihr Team die Partie mit 53:65 verlor.
Basketball: Die Bergedorfer stehen jetzt auf Rand zwölf
Während die Roten Teufel damit nach ihrer sechsten Pleite in Serie weiter Tabellenletzter sind, verbesserten sich die Bergedorfer durch ihren sechsten Saisonsieg auf Rang zwölf. Doch auch das ist immer noch ein Abstiegsplatz, denn drei Teams müssen am Saisonende runter. Aber: Die TSG Bergedorf ist nun punktgleich mit drei vor ihr stehenden Teams.
Die Hoffnungen auf den Klassenerhalt haben also neue Nahrung erhalten. Für die Moral war dieser Erfolg ohnehin Gold wert. Wegen einiger Corona-Fälle hatten die Stargazers zwischenzeitlich mit dem Training aussetzen müssen und deshalb um eine Spielverlegung gebeten – vergeblich. „Klasse, wie das Team die coronabedingte Unruhe weggesteckt hat“, lobte Coach Björn Fock sein noch immer dezimiertes Ensemble, für das er erneut selbst auflief.
Die TSG Bergedorf legte beim Spiel los wie die Feuerwehr
Die TSG Bergedorf begann konzentriert und führte Anfang des zweiten Viertels bereits mit 30:15. Im Anschluss schlichen sich jedoch zu viele Fehler in die Defensivarbeit ein. Der Vorsprung schmolz, und Fock wurde bei einer Auszeit deutlich. „Ich habe eben gegen drei Mann gespielt. Was ist los, könnt ihr schon nicht mehr?“, fragte der Trainer und forderte: „Wir müssen uns jetzt noch ein bisschen absetzen.“ Doch das misslang: Zur Halbzeit lagen die Stargazers nur noch mit fünf Punkten (38:33) in Front.
Nach dem Seitenwechsel wurde es richtig brenzlig. Beim Stand von 39:38 drohte die Partie zu kippen. Doch in diesem Moment war einmal mehr auf Topscorer Matej Jelovcic Verlass, der mit einem Drei-Punkte-Wurf die Bergedorfer Nerven etwas beruhigte. Am Ende des dritten Viertels war die TSG wieder sieben Zähler vorn (52:45).
Spielerisch blieben beide Basketball-Mannschaften unter ihren Möglichkeiten
Das ließen sich die Sternengucker nun nicht mehr nehmen. Plötzlich stimmte die Defensivarbeit. Spielerisch blieben beide Mannschaften zwar weiter unter ihren Möglichkeiten, das gründete aber fraglos auch auf der besonderen Brisanz des Kellerduells. Denn neben zwei Zählern ging es auch noch um den direkten Vergleich, der am Saisonende bei Punktgleichheit entscheidend sein könnte.
Und den sicherte sich die TSG, die das mit 82:90 verlorene Hinrunden-Duell mit ihrem Zwölf-Punkte-Sieg nun 82:90 verloren hatte. „Das war heute Abstiegskampf pur“, sagte Fock, der wie Bramsches Chefcoach Frontzek bei der Besetzung des Co-Trainer-Postens eine Familien-interne Lösung gewählt hat: Sein Bruder Lars assistiert ihm.
- TSG-Punkte: Matej Jelovcic (20), Aleksandar Postic (14), Björn Fock (11), Prince Hukporti (10), Bahaa Al Deen Allababidi (4), Lars Fock, Michel Steen, Stefan Röhrl (je 2).
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