Bergedorf. Ein einziger Versuch kann beim Diskuswerfen alles verändern, kann aus Verlierern Sieger und aus Siegern Verlierer machen. Bei den Deutschen U23-Meisterschaften der Leichtathleten in Koblenz hatte Mika Sosna diesen einen Versuch auf seiner Seite. Gleich im ersten Durchgang schleuderte das 17-jährige Diskuswurf-Talent der TSG Bergedorf den zwei Kilogramm schweren U23-Diskus auf 55,30 Meter. Das bedeutete die Silbermedaille.
Beim besten Versuch um eine Zehenspitze übergetreten
Der Medaillengewinn war jedoch das einzig Positive an einem Tag, den der 1,99-Meter-Hüne ansonsten wohl kaum in guter Erinnerung behalten wird. „Ich bin erst am Wettkampftag angereist. Diesen Fehler mache ich nie wieder!“, klagte Sosna. Sechseinhalb Stunden dauerte die Fahrt, bei der er von seiner Mutter chauffiert wurde. Sein Trainer Juri Minor reiste parallel per Bahn an und geriet in noch größere Probleme. „Ich wollte schon umdrehen“, gab Minor zu. Erst fünf Minuten vor Wettkampfbeginn kam der Coach schließlich im Stadion Oberwerth an. Zu spät, um noch Einfluss zu nehmen, denn Sosna hatte das Einwerfen natürlich längst beendet. Der erste Versuch saß trotzdem. Der war „auf Sicherheit“ geworfen, betonte Sosna, und daher auch über drei Meter unter seiner Bestleistung. „Danach hatte ich im zweiten Durchgang einen viel weiteren Wurf, mit dem ich auch gewonnen hätte, doch ich konnte ihn nicht halten und bin um eine Zehenspitze übergetreten“, schilderte der Bergedorfer die dramatischen Momente. „Er war einfach müde von der Hitze“, schätzte Minor.
So blieb es bei Silber, denn nicht nur Sosnas zweiter Versuch, sondern auch alle folgenden Würfe waren ungültig. „Der Ring war so stumpf wie Schmirgelpapier, eine Katastrophe. Da konnte ich nicht vernünftig drehen“, beklagte sich der 17-Jährige.
Bei der Gala in Mannheim ist Sosna der große Favorit
Um einige Erfahrungen reicher, geht es für den Bergedorfer nun am Freitag zur Bauhaus-Junioren-Gala nach Mannheim, wo am Sonnabend um 17.15 Uhr der Diskuswettkampf ansteht. Es ist der Moment, auf den er monatelang hintrainiert hat, denn in Mannheim werden die Tickets für die U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland/15. bis 18. Juli) vergeben. Sosna ist mit dem 1,75 Kilogramm schweren U20-Diskus mit 65,81 Metern der Weltjahresbeste und haushoher Favorit. Doch erstmals ist er auch nicht mehr der jugendliche Herausforderer, sondern derjenige, der etwas zu verlieren hat. „Der Bundestrainer hat ganz klar gesagt, wer nach Tallinn fahren will, muss in Mannheim unter den besten drei landen“, schildert er. „Ich bin kein Freund dieses Systems, dass alles auf einen Wettkampf ankommt. Man muss auch die Fakten sehen. Alle Pflichtwettkämpfe in diesem Jahr habe ich gewonnen.“
Gleich vier seiner Konkurrenten haben in diesem Jahr ebenfalls schon die 60-Meter-Marke übertroffen. Alle vier haben die U23-DM in Koblenz ausgelassen, konzentrieren sich ganz auf die DLV-Gala. Am Sonnabend muss sich nun zeigen, wessen Strategie die richtige war. „Falls mein erster Versuch ungültig sein sollte, bin ich schon unter Druck“, ist sich Sosna bewusst. Ein einzelner Versuch kann eben beim Diskuswurf alles verändern. Jederzeit.
Für Hürdensprint-Talent Tim Rummelhagen (LG Reinbek/Ohe) kam trotz persönlicher Bestzeit von 14,71 Sekunden über 110 Meter Hürden im Halbfinale das Aus. Dem 19-Jährigen fehlten gegen die durchweg ältere Konkurrenz lediglich drei Hundertstelsekunden am Einzug in den Endlauf.
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