ASV Bergedorf 85

Vereinsvorsitz ist ein Fulltime-Job

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Olaf Lüttke
Der 1. Vorsitzende des ASV Bergedorf 85 Klaus Hinz an den Sander Tannen.

Der 1. Vorsitzende des ASV Bergedorf 85 Klaus Hinz an den Sander Tannen.

Foto: Volker Koch / BGZ -Volker Koch

Bergedorf. Nur einmal hatte Klaus Hinz eine Gegenkandidatin. Am Freitag stellt er sich zum achten Mal zur Wahl um den Vereinsvorsitz.

Bergedorf. Als sich Klaus Hinz 2004 den Mitgliedern des ASV Bergedorf 85 zum ersten Mal zur Wahl stellte, passierte etwas Ungewöhnliches. Es gab mit Christa Timmermann eine weitere Kandidatin, die sich um den Vorsitz beim Traditionsverein bewarb. Weder in den Jahren davor noch danach sollte es jemals wieder zu einer Kampfabstimmung kommen. Klaus Hinz gewann damals mit deutlichem Vorsprung. Da beim ASV der 1. Vorsitzende alle 24 Monate gewählt wird, stellt sich der „ewige Klaus“ am Freitag insgesamt zum achten Mal der Jahreshauptversammlung.

„Wenn ich wiedergewählt werde, was ich befürchte, bin ich am Ende der Amtszeit 81 Jahre alt. Danach ist Schluss“, sagt der frühere Filialleiter einer Bank – übrigens nicht zum ersten Mal.

Aufgewachsen in Rahlstedt

Aufgewachsen ist Klaus Hinz in Rahlstedt, später zog er nach Schwarzenbek, 1981 schließlich nach Bergedorf. Zum ASV kam er über seinen Sohn Stefan, der zunächst für den SC Schwarzenbek Fußball spielte und dann zu den „Elstern“ wechselte. „Ich bin da so reingerutscht“, sagt der heute 79-Jährige. Zunächst als Jugendbetreuer, Mitte der 1990er-Jahre übernahm er für fast eine Dekade den Posten des Fußball-Abteilungsleiters, war zudem Rechnungsprüfer. Anschließend überredete ihn der heutige 2. Vorsitzende und frühere Stadionsprecher Jens Bartels, den „Chefposten“ bei „85“ zu übernehmen. Bartels musste sich aber noch das „Okay“ von Hinz’ Ehefrau Heidi holen. Die sagt heute: „Klaus hat ‘ne Aufgabe. Die hält ihn jung.“ Dazu ihr Mann: „Das ist ein Fulltime-Job.“ Das Paar lernte sich über die Arbeit bei der Bank kennen.

Seine beruflichen Kenntnisse waren später gefragt. Während der Saison 2007/08 erlebte er seine schwersten Stunden beim ASV. Sponsoren zogen sich zurück, der Etat für die Oberligamannschaft brach weg. Die Spieler forderten trotzdem ihr Geld, sie hatten Verträge. Etwa 80.000 Euro inklusive Sozialabgaben betrug das Defizit, für das die Mitglieder nun geradestehen mussten: egal ob Handballer, Tänzer oder Gymnastikturnerinnen. Erst im Jahr 2023 wird der Klub schuldenfrei sein.

Finanzielle Löcher gestopft

Um finanzielle Löcher zu stopfen, hat Klaus Hinz immer wieder auch seine Privatschatulle geöffnet. „Ohne Klaus würde es den Verein schon nicht mehr geben“, ist sich Vorstandskollege Jens Bartels sicher. Zudem unterstützte Hinz früher finanziell die zweite Mannschaft, die von dem inzwischen verstorbenen Daniel Glogowski trainiert wurde. Hier hat er sich heimischer gefühlt, als beim Oberligateam. „Das war ein Klub für sich“, erinnert sich der zweifache Vater.

Im Jahr 2009 folgte die Ausgliederung der Fußball-Abteilung aus dem Gesamtverein. Der FC Bergedorf, der heute ungeliebte Bruder, mit dem sich der ASV die Anlage an den Sander Tannen teilt, war geboren. Erst nach fünf Jahren, so wurde es vertraglich geregelt, durften die „Ur-Elstern“ wieder eine eigene Fußball-Abteilung gründen. Mittlerweile gibt es zehn Mannschafte mit 250 aktiven Fußballern in dem 1000-Mitgieder-Verein. Die 1. Herren spielt inzwischen in der Bezirksliga.

„Kein Spieler bekommt Geld. Das musste ich den anderen Abteilungen versprechen“, betont Hinz. Der Verein soll nie wieder so in Bredouille kommen wie vor zehn Jahren. Die Freude an seinem Sport hat sich übrigens übertragen. Alle drei Enkelkinder spielen Fußball.

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