Von Jan H. Schubert

Dassendorf.
Dem wollte Jan Schönteich gleich vorbeugen. Noch bevor einer der Journalisten es überhaupt formulieren konnte, hatte der Trainer des Fußball-Oberligisten TuS Dassendorf schon ausgeholt: "Nein, wir sind nicht in der Krise. Das hat nichts mit dem Zustand des vergangenen Jahres zu tun." Soeben hatte Schönteichs Elf mit 0:1 gegen den Niendorfer TSV verloren - und wenn sich daran schon keine Krise ausmachen lässt, dann aber andere kleine Missstände.

Der Ausspruch des Cheftrainers zeigt, wie ihn der Patzer gegen diesen maximal mittelprächtigen Gegner nervt. Die prägnanteste Folge der Schlappe ist der Sturz des Meisters von der Tabellenspitze, hervorgerufen durch die erste Pflichtspielniederlage seit dem 30. November 2014 (0:1 gegen Victoria). Und dies, das nächste kleinere Ärgernis in der heilen TuS-Welt, gegen einen Angstgegner. Schon am 1. November 2014 hatte der NTSV am Wendelweg triumphiert. Eindrucksvoll mit 4:0. Gegen eine TuS, die vor zehn Monaten so gut wie gar nichts mit heute gemein hatte. "Damals waren wir leblos, das kann ich jetzt nicht erkennen", sagt Schönteich.

Der Erfolgscoach hatte im Besprechungsraum jenes Horrorergebnis und das Datum mit Kreide an die Tafel gemalt, um die Seinen anzupieken. Engagement, Spielwitz, Kreativität - das alles war dem Champion nicht abzusprechen. Schönteichs Dassendorfer spielten den besseren Fußball. "Dass wir gegen diesen Gegner viele Chancen kreiert haben, ist nicht normal", befand der 47-Jährige. Fürwahr: Pascal Nägele (27.) und Kristof Kurczynski (41.) vergaben Hochkaräter vor der Pause. Den Vogel, vielmehr die Unterkante der Latte, schoss dann aber der für den angeschlagenen Kurczynski eingewechselte Eric Agyemang ab. Er schaffte es, das Aluminium unbedrängt aus der Nahdistanz zu treffen (61.). Allein in dieser Szene manifestiert sich das temporäre Elend. "Wir müssen unsere Überlegenheit auch in Tore ummünzen, es geht ja nicht um Raumgewinn wie beim American Football", wusste Schönteich.

Auf der Gegenseite entschied Simon Windhoff per Linksschuss die Partie (63.). Dass der Favorit nicht mehr nachfassen konnte, lag an einem weiteren kleineren Problem: Der schmale 15er-Kader gab außer dem derzeit wenig kaltschnäuzigen Agyemang und dem noch nicht wirklich eingebundenen Marius Smijak nichts mehr her. Sieben wichtige Akteure fehlten verletzungs- oder anderweitig bedingt, dazu das Ausscheiden von Kurczynski während des Spiels. Schönteich ist aber nicht bange: "Kristof und Seyhmus Atug trainieren diese Woche wieder genauso regelmäßig wie Eric." Bevor noch jemand eine personelle Krise herbeiredet.

TuS:
Gruhne (3-4); Warmbier (4-5), Aust (3-4), Hamdan (3), Steinfeldt (3-4); Dettmann (3-4), Möller (3); Nägele (2-3), Voigt (4) ab 77. Smijak (-), Thomas (4); Kurczynski (2-3) ab 45.+1 Agyemang (4-5).