Von Dirk Schulz

Kirchwerder.
Für Martin Harnik ist es das Spiel der Saison. Am Sonnabend (18.30 Uhr) spielt der Fußballprofi aus Kirchwerder, der seit fünf Jahren im Ländle für den VfB Stuttgart aufläuft, in seiner hanseatischen Heimat. Wir haben mit dem Stürmer, der beim SC Vier- und Marschlande groß wurde, gesprochen.

Herr Harnik, bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: "Hamburg ist . . .

Martin Harnik:

. . . meine Heimat - und zwar nicht nur die vergangene, sondern auch die zukünftige.

Und ab wann sind Sie wieder Hamburger?

Das steht in den Sternen. Mit dem HSV gibt es keine Gespräche. Aber ich mache ja schon lange kein Geheimnis daraus, dass der HSV sehr reizvoll ist. Dann muss aber das Gesamtpaket passen.

Als gebürtiger Hamburger stehen Sie am Sonnabend wieder besonders im Fokus. Belastet das einen erfahrenen Profi wie Sie eigentlich noch?

So sehr im Mittelpunkt sehe ich mich gar nicht. Ich freue mich einfach, in Hamburg vor Familie und Freunden zu spielen. So viel persönliche Unterstützung wie hier habe sonst nirgends.

Sind Sie besonders motiviert?

Ich will immer gewinnen. Aber der HSV war für mich immer der große Verein vor der Haustür. Das gibt schon einen besonderen Schub.

Beide Teams sind mit Niederlagen in die Saison gestartet. Beim HSV war dies in München zu erwarten. Wie enttäuscht sind Sie über Ihre Pleite gegen Köln?

Das schmeckt bitter, denn der Spielverlauf war ein ganz anderer. Wir haben sehr gut gespielt. Deshalb überwiegt das Positive.

Sie hatten auch mehrere gute Gelegenheiten zur Führung. Noch verärgert?

Ich weiß meist sofort, was ich falsch gemacht habe. Aber ich mache mich deswegen nicht fertig.

Wie war das in der vergangenen Saison, als der VfB bis zuletzt im Abstiegskampf steckte? Was sagt man, wenn man beim Bäcker darauf angesprochen wird?

Ich versuche grundsätzlich die Öffentlichkeit zu meiden und mich in Gegenden aufzuhalten, wo Fußball keine Rolle spielt.

Gibt es die in Deutschland?

Ja, zum Beispiel wenn ich meine Frau zum Reiten begleite.

Und wenn Sie doch einmal angesprochen werden?

Dann versuche ich die Leute nicht mit Phrasen abzuspeisen, ihnen Mut zu machen, sie zu beruhigen.

Sie reden, anders als viele ihrer Kollegen, auch noch mal frei Schnauze. Über Huub Stevens sagten sie einmal: "Der Trainer ging mir auf den Sack." Wie kommt das beim Verein eigentlich an?

Ich weiß schon ganz gut, wann ich was sage. In Stuttgart wissen sie, wie ich ticke, dass ich sehr selbstkritisch bin. Dann wird mir auch verziehen, wenn ich eine Meinung habe, die nicht jedem schmeckt.

Sie sind jetzt 28 Jahre alt, also im besten Fußballer-Alter. Was sind ihre Karrierepläne?

Uh, das werde ich in letzter Zeit aber oft gefragt.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass Ihr Vertrag im kommenden Jahr ausläuft.

Ich möchte noch mal einen tollen Vertrag unterschreiben. Ich habe keine konkreten Ziele wie das Ausland. Alles kann, nichts muss.

Hat Ihr Kumpel Max Kruse schon versucht, Sie nach Wolfsburg zu lotsen?

(lacht)
Also ich glaube, Wolfsburg hat ein anderes Beuteschema. Wenn ich sehe, was für Kaliber die holen, wäre ich ein etwas kleinerer Fisch. Wobei ich mir viele Vereine in Deutschland zutraue.

Als HSV-Trainer Bruno Labbadia in Stuttgart war, spielten Sie mit 17 Toren Ihre erfolgreichste Saison.

In meinem Umfeld sagen das auch viele. Aber die stellen sich das leichter vor, als es ist. Für welche Position würde mich der HSV holen? Wie ist die bereits besetzt? Wie ich schon sagte, da muss vieles passen.

Schafft es der HSV denn unter Labbadia in ruhigeres Fahrwasser?

Schwierige Frage. Ein lange fehlendes Selbstbewusstsein kommt nicht nach zwei Spielen wieder. Aber vielleicht kommen sie NACH dem zweiten Spieltag ja in einen Lauf.