Von Volker Gast

Bergedorf.
Ein Kurier soll seinem König eine Depesche bringen. Er reitet los, schießt unterwegs ein paar Feinde über den Haufen, verliert sein Pferd, läuft weiter, durchschwimmt einen Fluss und kämpft sich mit dem Schwert den Weg zum Palast frei. So ist dem Mythos nach der Moderne Fünfkampf entstanden, der 1912 in Stockholm olympische Premiere feierte.

Seine heutige Form hat damit nicht mehr viel gemein. Die Luftpistole wurde bei den Olympischen Spielen 2012 in London durch eine Laserwaffe ersetzt. Das hat eher was von "Krieg der Sterne" als von angestaubten Soldatengeschichten. Zudem wurden Schießen und Laufen zu einem "Combined"-Wettkampf zusammengefasst, bei dem die Aktiven entsprechend ihrer Punktrückstände auf die Strecke gehen, was für zusätzliche Spannung sorgt. Aus einem Soldatensport ist also ein hippes Event geworden. Und das findet hierzulande immer mehr Anklang, vor allem bei Frauen und Mädchen, die zwei Drittel aller Aktiven stellen. Konsequenz: Während die allgemeinen Mitgliederzahlen im Deutschen Olympischen Sportbund zuletzt leicht rückläufig waren, hatten die Modernen Fünfkämpfer ein fettes Plus von über fünf Prozent zu verzeichnen - Bestwert aller olympischen Sportarten.

An diesen Aufwärtstrend möchte der Hamburger Landestrainer Sven Uentzelmann anknüpfen und die Sportart in der Hansestadt populärer machen. Bislang wird sie nur von etwa 30 Aktiven beim Walddörfer SV und Eimbütteler TV betrieben. Für eine Anerkennung durch den Hamburger Sportbund - und die entsprechenden Fördergelder - sind aber mindestens 100 Aktive in fünf Vereinen notwendig.

Uentzelmann strebt daher die Ausweitung auf Bergedorf an - gerade jetzt vor dem Hintergrund der Olympia-Bewerbung. "Bei der TSG Bergedorf wären viele Strukturen schon vorhanden. Es gibt Leichtathletik, Schwimmen und Fechten", erläutert er. Eine Laser-Schießanlage ließe sich leihen, das Reiten könnten die Sportler privat organisieren. "Wichtig ist, die Jugendlichen früh zu erreichen und nach und nach an die Disziplinen heranzuführen", führt Uentzelmann weiter aus, "wenn ich einem 15-Jährigen sage, er soll ab morgen fünf Sportarten lernen, zeigt er mir einen Vogel."

"Wir sind neuen Ideen gegenüber immer offen", betont der stellvertretende TSG-Vorsitzende Thorsten Wetter, "aber mittelfristig müsste sich so eine Abteilung finanziell selbst tragen können." Und ob der Moderne Fünfkampf dafür genug Masse mitbringt, ist fraglich. Zudem ist mit dem SC Wentorf der einzige schleswig-holsteinische Verein, der diese Sportart anbietet, direkt vor der Haustür beheimatet. Eine pikante Nachbarschaft, das ist auch Uentzelmann klar. "Es dürfte auf keinen Fall eine Konkurrenz-Situation entstehen. Bergedorf müsste ein komplementärer Standort sein, der dann beispielsweise andere Trainingszeiten anbietet."

Es ist also noch ein weiter Weg. Aber den hatte der Kurier einst ja auch vor sich.