Von Matthäus Kosik

Glinde.
Niklas Kehr feiert am 18. Juli seinen 18. Geburtstag. Der Fußballer vom TSV Glinde darf dann ohne Begleitung Auto fahren, heiraten oder Miet- und Kaufverträge abschließen. Er ist dann voll geschäftsfähig. Entscheiden, wo er Fußball spielen möchte, kann er aber nicht. Das verhindert eine neue Regelung des Hamburger Fußball-Verbandes. Diese besagt, dass A-Jugendspieler des älteren Jahrgangs nur in der "Ersten" eines Vereins spielen dürfen. Es sei denn, sie sind mindestens zwei Jahre Mitglied dieses Klubs. Kehr ist zu dieser Spielzeit aber von den A-Junioren der TSV Reinbek nach Glinde gewechselt. Jetzt guckt der 17-Jährige in die Röhre.

Denn eigentlich war er für die "Zweite" vorgesehen, die in der Bezirksliga Nord spielt. "Wir bauen ihn jetzt in die 'Erste' ein. Was sollen wir auch sonst machen?", fragt Frank Kehr, Trainer der Glinder. Wie seinem Sohn Niklas geht es noch fünf weiteren Spielern, die die Stormarner eigentlich für ihre Reservemannschaft geholt hatten. Dort hätten die Jungspunde allesamt bessere Aussichten auf Spielzeit. "Das ist bitter für uns. Es kann doch aber nicht sein: Die dürfen alles mit 18 und ich muss ihnen erklären, dass sie sich ihre Mannschaft nicht aussuchen dürfen", ärgert sich Kehr.

"Das kann man nicht vergleichen", meint hingegen HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki. Zumal der Wunsch nach dieser Neuregelung von den Vereinen selbst angeregt wurde. "Auf dem Verbandstag wurde diese Änderung mit großer Mehrheit angenommen, obwohl schon da kritische Stimmen laut wurden", sagt Byernetzki.

Auf der einen Seite stehen Vereine, die Jugendspieler über Jahre entwickeln und diese im Übergang zum Herrenbereich häufig verlieren. "Die Vereine, die gute Jugendarbeit machen, werden dadurch geschützt", meint Byernetzki. Auf der anderen Seite stehen Klubs, die ihre Herrenteams Jahr für Jahr mit A-Junioren auffüllen. "Es gibt ohnehin schon wenige A-Jugend-Staffeln und wir wollen nicht, dass es noch weniger werden", sagt der HFV-Pressesprecher.

Beim FC Voran ist das ganze Dilemma auf einen Blick zu sehen. Gleich elf A-Jugendliche wechseln in die "Zweite" der Oher. Weil Nachwuchs fehlt, musste der FC seine A-Junioren abmelden. "Wir kriegen einfach keine Mannschaft mehr zusammen", sagt Ohe-II-Trainer Patrick Gilde, der vergeblich nach Neuzugängen für den Nachwuchs Ausschau gehalten hatte.

Durch die neue Regelung dürfen jetzt aber drei A-Jugendliche nicht für die "Zweite" spielen, weil sie weniger als zwei Jahre im Verein sind. "Wir haben mit ihnen schon gesprochen, und sie wollen bei uns bleiben", meint Gilde. Hier wird deutlich, dass die Idee hinter der neuen Ordnung zwar gut ist, in der Umsetzung aber zu Problemen führt. Es trifft einfach die Falschen.