Von Jan H. Schubert

Bergedorf.
"Steigt mal in die Landesliga auf!" Diesem Auftrag vor einem Jahr musste Mato Mitrovic, Trainer des FC Bergedorf 85, mit seiner Elf einfach nachkommen. Derjenige, der dies forderte, war Jürgen Tunjic. Mitrovic hätte seinen kroatischen Landsmann gern schon im vergangenen Sommer an die Sander Tannen geholt. Jetzt, wo der FCB nach einem Jahr Bezirksliga wieder in die sechste Liga zurückgekehrt ist, hat der Stürmer zugesagt.

Tunjic, der Fußball-Methusalem. Ein Mann, der mit 39 Jahren noch mit Norderstedt in der Regionalliga spielte. Weil er es konnte. "Viele 20-Jährige", sagt sein neuer Trainer, "sind nicht so fit wie er heute mit 40 Jahren." Dafür tut der Routinier aber auch viel. Täglich radelt er im Sommer von seinem Wohnort Kirchsteinbek zur Arbeit an die Landungsbrücken und zurück (24 Kilometer). Dazu kommen drei bis vier Einheiten pro Woche im Fitnessstudio. Seine Frau kenne ihn nicht anders, erzählt Tunjic: "Das macht sie seit 18 Jahren mit. Ich wollte ja zu Hause bleiben, aber sie hat gesagt: ,Geh' lieber noch ein Jahr spielen'."

Nun wäre es vermessen zu glauben, dass der Neuzugang von Oberliga-Aufsteiger SV Lurup mit der Torquote des schnellen und wendigen Pascal Pietsch (ging zu Teutonia 05) mithalten kann. "Jürgen ist ein anderer Spielertyp" sagt Mitrovic, der mit diesem Transfercoup auch anderes bezweckt. Gestern Abend sollten weitere Verpflichtungen abgeschlossen werden. Kein Geheimnis, dass Mitrovic weitere Balkan-Ballkünstler holen will, die Tunjic als Leitfigur führen soll. "Alle 19-Jährigen können sich freuen, mit ihm zusammenzuspielen und Spaß außerhalb des Platzes zu haben", sagt Mitrovic.

Um seine Position außerhalb des Rasens machte sich auch Mato Mitrovic Gedanken. Er überlegte, die Mannschaftsleitung niederzulegen, sich nur noch aufs Präsidentenamt zu konzentrieren. Doch sein Trainerteam drängte darauf, weiter mit "MM" zu arbeiten. Da konnte Mitrovic einfach nicht ablehnen.

Zum Durchstarten dürfte sein aktueller Kader inklusive Tunjic-Erfahrung und Kroaten-Power nicht unbedingt reichen. Mitrovic meint bescheiden: "Alles, was besser als Platz 14 ist, wäre toll." Angreifen könne sein Verein dann in der nächsten Saison - ob der "olle" Tunjic dann noch dabei ist? Er lacht: "Bei mir weiß man nie."