Von Dirk Schulz

Düneberg.
Das Torschusstraining der D-Jugend des Düneberger SV ist im vollen Gange. Die Bälle, die über das Tor fliegen, mutieren zu gefährlichen Querschlägern durch den Bereich, in dem gerade die G-Junioren das kleine Fußball-Einmaleins lernen. Solche Szenen sind am Silberberg die Regel. Auf dem einzigen Kunstrasen der Stadt Geesthacht ist das Gedränge riesig. Von Montag bis Freitag steht jeder Jugendmannschaft nur ein Viertel des Platzes zur Verfügung. Einige Teams müssen sogar auf den kleinen Soccercourt ausweichen. Besondere Abläufe im Spiel können da nicht einstudiert werden.

"Die Situation ist ausgereizt", bestätigt Fußballobmann Thomas Josteit. "Wenn der Trainer so früh kann, beginnen wir schon um 16 Uhr. Und den Freitagabend für Punktspiele haben wir auch gestrichen, weil wir die Trainingszeiten brauchten." In einer Vorstandssitzung hat der DSV zudem beschlossen, auch den Grandplatz am Neuen Krug mitzunutzen. "Da kommen wir nicht umhin. Aber allein, wenn ich das Wort Grand in den Mund nehme, rollen einige Trainer schon mit den Augen", sagt Josteit.

Schließlich ist der Trend genau anders herum, hin zum Kunstrasen. Seitdem am Silberberg 2008 das künstliche Grün verlegt wurde, hat sich die Düneberger Jugendabteilung nahezu verdoppelt - von 200 (2009) auf 380 (2014).

Derweil leiden die anderen Fußball-Klubs der Stadt unter dem Standortnachteil. Beim FSV Geesthacht schrumpfte die Jugendabteilung im gleichen Zeitraum von 165 auf 115 Mitglieder. "Die Eltern melden ihre Kinder dort an, wo die Trainingsbedingungen besser sind. Ob das nun bei Düneberg oder in Bergedorf oder Lauenburg ist", stellt FSV-Präsident Volker Tack fest. Noch düsterer sieht es beim VfL Grünhof-Tesperhude aus. "Wir haben allein in den vergangenen drei Jahren vier komplette Mannschaften verloren", sagt der neue 1. Vorsitzende Andreas Fibranz. Seine Abteilung besteht insgesamt nur noch aus vier Teams. Die seit Jahren beim VfL und FSV gehegten Hoffnungen auf einen Kunstrasen fanden bisher in Verwaltung und Politik aber wenig Anklang.

Derweil weiß Kollege Josteit gar nicht wohin mit all den Mannschaften. Der DSV darf inzwischen immerhin die Umkleideräume der angrenzenden Schule nutzen. "Aber bei der Stadt ist ja die Meinung des demografischen Wandels fest verwurzelt. Es ist doch aber entscheidend, was jetzt passiert und nicht in 20 Jahren", sagt der DSV-Abteilungsleiter.

Doch inzwischen gibt es Anzeichen, dass sich die Politiker bewegen. Grünen-Fraktionschef Ali Demirhan sagt: "Wir führen interfraktionelle Gespräche und sind guter Hoffnung zu einer Lösung zu kommen." Und der CDU-Vorsitzende Sven Minge ergänzt: "Gute Sportplätze und das ehrenamtliche Engagement in Vereinen ist auch ein Standortfaktor für Geesthacht. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, dass es auch so bleibt." Bestätigen möchte es zwar niemand, aber die Pläne gehen wohl soweit, sowohl an der Berliner Straße (FSV) als auch der Westerheese (Grünhof) je einen Kunstrasenplatz bauen zu wollen. Für Mittwoch haben Vertreter von CDU, Grünen und FDP zu einem Pressegespräch geladen.

"Wenn ich das Wort ,Grand' in den Mund nehme, rollen einige mit den Augen." Dünebergs Fußballobmann Thomas Josteit, der Teams für das Training "umsiedeln" muss