Von Dirk Schulz

Wentorf.
Vom Dach des Fernsehzentrums beobachtete Bundestrainerin Barbara Rittner verwundert das Geschehen auf Platz Nummer 18 des "All England Lawn Tennis & Croquet Club". Dort "zerlegte" Angelique Kerber in der ersten Runde des Grand-Slam-Turniers von Wimbledon gerade die Wentorferin Carina Witthöft nach allen Regeln der Kunst. In 45 Minuten erlebte Witthöft ihr ganz persönliches Waterloo. 0:6, 0:6 hieß es am Ende gegen die deutsche Spitzenspielerin. "Einen Tag zum Vergessen", attestierte sich Witthöft.

Dieses deutliche Ergebnis - ein sogenanntes "Double Bagel" - zwischen der Weltranglisten-Zehnten und der 20-jährigen Wentorferin, immerhin die Nummer 53 der WTA-Weltrangliste, hatte auch Fed-Cup-Chefin Rittner nicht erwartet. "Es war eigentlich keine leichte Runde gegen Carina. Aber Angie hat sie einfach überrollt", sagte die Bundestrainerin.

Vor der Partie hatte sich Witthöft noch zuversichtlich geäußert und glaubte, nach ihren Erstrunden-Niederlagen bei den Rasenturnieren von 'sHertogenbosch und Birmingham die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. "Aber leider habe ich nie zu meinem Spiel gefunden und konnte nicht das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Das Ergebnis ist hart, aber ganz so deutlich war es im Match nicht", sagte Witthöft. Und auch Kerber attestierte ihrer Kontrahentin, "gar nicht so schlecht" gespielt zu haben.

Letztlich waren nur die ersten drei Spiele umkämpft, gingen jeweils über Einstand. Doch jedes Mal hatte die Kielerin Kerber das bessere Ende für sich und führte nach zwei Breaks mit 3:0. "Meine Spiel- und Breakbälle habe ich leider allesamt nicht nutzen können. Daran werde ich arbeiten müssen", resümierte Witthöft. Spätestens als sie beim Stand von 0:4 bei eigenem Aufschlag ein 40:0 nicht durchbrachte, war ihr Widerstand gebrochen.

Das erste Aufschlagspiel des zweiten Satzes gab sie gar zu Null ab. Lediglich im letzten Spiel des Tages hatte Witthöft mit einem Breakball noch die Chance, die Höchststrafe auf dem "heiligen Rasen" zu vermeiden. Doch drei Punkte später verwandelte Kerber, die nach ihrem Triumph in Birmingham zum erweiterten Favoritenkreis zählt, ihren ersten Matchball. "Wenn sie den Kopf behält und gesund bleibt, ist sie eine Riesenfavoritin, in ihrer Hälfte durchzugehen", sagte Rittner.

Dagegen würde Witthöft, die heute noch im Doppel an der Seite von Julia Görges ran muss, die Rasensaison am liebsten schnell abhaken. Die nächsten Turniere in Bastad/Schweden und Bad Gastein/Österreich sind dann auch auf Asche - das liegt der 20-Jährigen mehr.