Von Matthäus Kosik

Dassendorf.
Nur einen Moment war Neuzugang Adrian Voigt beim Trainingsauftakt der TuS Dassendorf unaufmerksam und ohne jede Körperspannung, schon schepperte es ordentlich. Finn Thomas, der Königstransfer des Hamburger Meisters schmiss seinen in über 100 Regionalligaspielen erprobten Körper in den Zweikampf. Voigt hatte keine Chance und landete unsanft. "Man merkt gleich, dass eine Liga höher schneller und aggressiver gespielt wird", sagte der 22-Jährige, der von Landesligist Voran Ohe an den Wendelweg wechselte.

Dass sich Voigt bei den Dassendorfern nicht verstecken muss, zeigte er schon kurz nach dem hartem Einsteigen, als er einen Traumpass in die Gasse spielte. "Super Reaktion", rief TuS-Trainer Jan Schönteich. "Adrian hat einen überragenden Torabschluss. Damit kann er uns weiterhelfen. An das Tempo in der Oberliga wird er sich gewöhnen müssen. Und dass er körperlich noch zulegen muss, weiß er selbst", ergänzte Co-Trainer Thomas Hoffmann.

Schon der erste leichte Aufgalopp ließ erahnen, dass die Dassendorfer enorm an Körperlichkeit hinzugewonnen haben. Neuzugang Amando Aust (TSG Neustrelitz) ist mit seinen 1,90 Meter eine richtige Defensivkante. Der 25-Jährige soll den zum SC Poppenbüttel abgewanderten Marcel Stadel ersetzen. Auch Finn Thomas (VfB Lübeck) machte nicht nur im Zweikampf mit Voigt deutlich, wie er sich sein Spiel vorstellt: "Ich habe in meiner Karriere Gegenspieler gehabt, die über 150 Bundesligaspiele auf dem Buckel hatten. Da wurde ich auch nicht geschont. Man muss austeilen, aber auch einstecken können - solange es fair bleibt."

Pascal Nägele (VfL Lohbrügge), Sascha Steinfeldt (VfB Lübeck) sowie Voigt und Thomas sorgen zudem dafür, dass die TuS im Vorwärtsgang an Tempo gewonnen hat. "Wenn das alles passt, sind wir in der Offensive richtig gut aufgestellt. Und in der Breite ist der Kader besser besetzt als in der Vergangenheit", glaubt Hoffmann. Wenn nun auch noch Onur Saglam doch am Wendelweg bleiben sollte - der Linksverteidiger wollte eigentlich zu Lübeck wechseln, war beim ersten TuS-Training jedoch dabei - wird der Konkurrenzkampf brutal. Es ist daher wahrscheinlich, dass im Laufe der Vorbereitung der ein oder andere Spieler das Weite suchen wird.

Noch aber dominierte bei der TuS der Spaß. Als Thomas auf der holprigen Festwiese der Feuerwehr, wo das Training stattfinden musste, weil der Kunstrasen am Wendelweg noch nicht fertig ist, ein Ball versprang, brachte Coach Schönteich sein Team zum Lachen: "Finn, Amateurfußball ist nicht so dein Ding, was?"

Der Spaßfaktor war - neben der entsprechenden Vergütung - für alle Neuzugänge ohnehin ein entscheidender Faktor für den Wechsel zur TuS. Und sollte der Kader in den kommenden Wochen zu einer Einheit zusammenwachsen, ist der Titel-Hattrick für die TuS fast schon ein Muss. Auch wenn Trainer Schönteich sich offiziell im gewohnten Understatement versuchte: "Die stärksten Teams sind Altona, Türkiye und Victoria. Uns sehe ich tatsächlich noch hinter diesen Mannschaften." Neben der Meisterschaft haben die Dassendorfer in dieser Saison aber ein großes Ziel, das sie auch öffentlich kundtun: den Pokalsieg.