Neuallermöhe
(kob).
Die Vorbereitung ist ganz einfach: Man nehme fünf Holzklötze, baue sie zu einer "Kanone" auf und gehe mit einem langen Stab "bewaffnet" 13 Meter zurück. Nun kann es losgehen mit Gorodki, einem ursprünglich aus Russland stammenden Sport, der übersetzt so viel wie "Städtchen" heißt. Die Fußballer des BFSV Atlantik 97 haben den vor allem in der ehemaligen Sowjetunion äußerst beliebten Sport nun für sich entdeckt. "Ich gebe zu, auf den ersten Blick sieht das eher wie ein langweiliger Opasport aus", lacht Vitali Rommel, der 1. Vorsitzende der Neuallermöher. "Dabei ist es technisch durchaus anspruchsvoll."

Grundidee des Spiels ist es, die zu Figuren aufgestellten Holzklötze ("Gorodki") mit dem Wurf eines bis zu einem Meter langen Stocks ("Bit") so zu treffen, dass die Klötze aus einem 2x2-Meter großen Feld fliegen. Nach zwei Versuchen ist der Gegner an der Reihe. Sind alle Klötze aus der Begrenzung geflogen, wird die nächste Figur aufgestellt. Jeder entfernte Holzklotz bringt einen Punkt. Gewinner ist am Ende der Spieler, der nach 40 Würfen die meisten Punkte erzielt hat.

Jede der insgesamt 15 Figuren besitzt einen speziellen Namen. Die "Kanone" ist die erste Figur, die "Kurbelwelle" mit am anspruchsvollsten. Bei dieser Anordnung werden alle Klötze flach auf den Boden gelegt. "Dadurch sind sie schwieriger zu treffen", erklärt Rommel. Sollten die Spieler alle Figuren innerhalb der 40 Würfe aus dem Feld bugsiert haben, werden die Anordnungen in umgekehrter Reihenfolge wieder aufgestellt. Theoretisch kann ein Spieler 150 Punkte erwerfen. "Erfahrene Leute erreichen in der Regel bis zu 100 Punkte", berichtet Rommel. Der talentierteste der Atlantik-Senioren ist der langjährige Liga-Torwart Jakob Halle. Bei einem im niedersächsischen Todtglüsingen ausgetragenen Turnier landete der Seniorenspieler unter 14 Teilnehmern auf Platz zwei. Und das, obwohl er erst seit einem Jahr dabei ist. Befragt nach der Faszination, die der Sport auf ihn ausübt, antwortet Halle: "Es macht einfach Spaß und ist eine schöne Abwechslung zum Fußball."

Rommels und Halles Trainingsgruppe besteht aus 15 bis 20 Leuten, die mittwochs und freitags ab 19 Uhr auf einem Tennisplatz am Sportplatz 2000 ihrer neuen Leidenschaft frönen - und Neugierige mit offenen Armen empfangen. Bis jetzt wird das Spielfeld noch provisorisch aufgebaut, doch das soll sich bald ändern. Der Bau der ersten Gorodki-Anlage in Hamburg ist bereits in Planung. Dadurch, hofft Rommel, können in Zukunft noch mehr Menschen für Gorodki begeistert werden.