Von Hanno Bode

Lohbrügge.
Da standen Ibrahim Kilic und Ricardo Nunes nun und erweckten den Eindruck, als ob sie einen Freistoß-Trick aushecken würden. Sie wechselten einige Worte, kommunizierten mit ihren Fingern. Ein Blick in die Augen von Nunes genügte jedoch, um zu sehen, dass der Edeltechniker diesen Standard innerlich bereits verwandelt hatte. Und so lief der 34-Jährige dann auch selbstsicher nur zwei Schritte an, streichelte den Ball ins Tordreieck und wurde kurz darauf von seinen Mannschaftskameraden unter sich begraben. "Was ist denn los? Was ist denn los?", schrie der Mittelfeldmann der Alte-Herren-Fußballer des VfL Lohbrügge nach seinem Treffer zum 2:1 in der Verlängerung des Endspiels um die Hamburger Meisterschaft gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst (87.). Er bedeutete den Sieg.

Und was los war? Nunes' Worte galten dem Anhang von BU. Der Portugiese hatte sich nach seiner Einwechslung (44.) einige Wortgefechte mit den Sympathisanten des Kontrahenten geliefert, war wegen seines Hangs zur Schauspielerei und einiger Provokationen von ihnen beschimpft worden. Nun hatte der Regisseur, der ob gesundheitlicher Probleme beinahe die gesamte Saison für das Landesliga-Team des VfL ausgefallen war, Rache genommen. "Eigentlich wollte ich nach dem Tor ja zu ihnen hinlaufen. Aber das Foto wollte ich haben", sagte "Richie", der im Anschluss an seinen Geniestreich den Weg in Richtung Objektiv des Fotografen gewählt hatte.

Dass Lohbrügge eine Woche nach dem 3:2-Erfolg im Pokalendspiel gegen BU am Ende erneut jubeln würde, darauf hatte zunächst auf dem Plastikgrün an der Kandinskyallee nicht viel hingedeutet. Nach einem kapitalen Fehlpass von Abwehrchef Roman Loos geriet der VfL durch Markus Schwoy früh in Rückstand (11.). Hernach lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch mit teils sehr guten Chancen. "Der Ball will einfach nicht rein", seufzte Lohbrügges Coach Reinhardt Friedrichsen zur Pause.

Sieben Minuten nach dem Seitenwechsel vergab Markus Hasenpusch das mögliche 2:0 für BU kläglich. 120 Sekunden später kam Nunes in die Begegnung. Der 34-Jährige brachte die Wende. Sein zunächst abgewehrter Freistoß fiel Loos vor die Füße, der mit einem trockenen Flachschuss egalisierte (55.). Im Anschluss besaßen beide Mannschaften Gelegenheiten, die Entscheidung herbeizuführen.

Es deutete alles auf ein Elfmeterschießen hin, bis Regisseur Nunes anlief und die Kugel aus 25 Metern zum Sieg versenkte. "Doublesieger, Doublesieger", hallte es aus dem VfL-Mannschaftskreis. "Nun kommt die deutsche Meisterschaft und danach vielleicht die Champions League", witzelte Defensivspezialist Andreas Langer. Es ist - um es mit Nunes' Worten zu sagen - einiges los bei den Lohbrügger "Oldies".