Von Dirk Schulz

Bergedorf.
Dass der deutsche U23-Achter erstmals bei einem Weltcup-Rennen - konkret dem zweiten des Jahres in Varese - starten würde, hatte der Bundestrainer bereits im vergangenen Dezember festgelegt. Thomas Johannesen war danach ganz euphorisch. "Beide Jungs starten da. Wir müssen sofort buchen", eröffnete er seiner Frau Doris. Doch die Mutter von Torben Johannesen, dem Schlagmann des U23-Bootes, und von Olympiasieger Eric Johannesen, der im Deutschland-Achter sitzt (beide RC Bergedorf), wiegelte ab. "Jetzt wart' doch erst mal ab. Wer weiß, ob Torben sich überhaupt für sein Boot qualifiziert", sagte sie und brach damit einen halben Ehekrach vom Zaun. "Du musst an den Jungen glauben", entgegnete Vater Thomas wütend.

Was sie natürlich auch tat. Die Zurückhaltung hatte einen ganz anderen Grund: Die Reise nach Italien war längst gebucht und mit einem Besuch von Verdis "Nabucco" bei den Opernfestspielen von Verona kombiniert. "Ein Geschenk zum 50. Geburtstag meines Mannes, das konnte ich damals natürlich nicht verraten", klärt Doris Johannesen auf und ergänzt: "Dieses Mal wird das Zugucken besonders hart werden. Ich bin ja schon nervös, wenn nur einer fährt. So wird es für mich doppelt anstrengend."

Für den RC Bergedorf ist der Weltcup von Varese ebenfalls eine Premiere: Erstmals ist der Klub mit zwei Ruderern in zwei verschiedenen Achtern vertreten. Die Favoritenrolle ist dabei klar verteilt. Eric Johannesen will mit dem deutschen Flaggschiff den jüngst errungenen Europameistertitel bestätigen, für den Junioren-Achter des DRV wäre schon die Finalteilnahme ein Erfolg. "Toll wäre, wenn der Rückstand auf Erics Boot nur bei fünf bis acht Sekunden liegen würde. Aber ich bin diesmal schon mit mehr Ehrgeiz dabei, weil es mein großer Bruder ist", sagt der 20-jährige Torben Johannesen. Ein einziges Mal lag er in einem Wettkampf bislang vor dem sechs Jahre älteren Eric: bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften zu Saisonbeginn, als der Olympiasieger mit einem Ersatzpartner fahren musste.

Die Hausstrecke der Johannesens, die Regattastrecke an der Dove-Elbe in Allermöhe, könnte derweil bald Austragungsort der Weltmeisterschaften sein. Hamburg bewirbt sich für die WM 2019. Einziger Gegenkandidat ist Linz (Österreich). Und wer weiß, vielleicht fahren die Brüder dann ja in einem Boot.