Sie war die Partykönigin beim 4. Bergedorfer Citylauf. Wie keine andere feierte Marion ihre Zielüberquerung beim Inklusionslauf (5 Kilometer). Auf der Zielgeraden fing die Elektro-Rollstuhlfahrerin schon mit dem Jubeln an. Den rechten Arm streckte sie zum Beat der Musik immer wieder in die Luft, die Zuschauer jubelten ihr zu und auch nach dem Zieleinlauf war noch nicht Schluss. "Du sagst Bescheid, wo die Aftershow steigt", scherzte Co-Moderator Patrick Ronnebaum. Dabei wäre Marion beinahe nicht an den Start gegangen. Erst kurz vor Beginn des Laufes erhielt sie ihre Unterlagen. "Ich war richtig aufgeregt, aber die vielen Zuschauer haben mich angefeuert. Jetzt bin ich k.o.", sagte Marion.

Auch Alexander Golinske musste nach seinen zehn Kilometern etwas Luft holen. Nur ein Platz fehlte dem Torhüter von Fußball-Landesligist SV Altengamme, um in den Top Ten zu landen. Trotzdem war er mit seiner Zeit mehr als zufrieden (40:36 Minuten). Denn vor knapp zwei Jahren wäre diese Leistung noch unvorstellbar gewesen. Da wog der 32-Jährige zeitweise 30 Kilogramm mehr als heute. Doch nachdem er mit seinem Team von der Bezirks- in die Landesliga aufgestiegen war, änderte sich alles. "Da hat es bei mir Klick gemacht. Als über 30-Jähriger durfte ich noch einmal so hoch spielen. Da habe ich Gas gegeben", erzählte er.

Jetzt macht dem Fußballer das für viele Kicker so verhasste Laufen sogar Spaß. Gemeinsam mit einigen Teamkollegen haben sie sogar einen Lauftreff gegründet. "Nächste Woche laufe ich den Halbmarathon in Hamburg", verriet Golinske. An die doppelte Distanz traute sich der Altengammer bisher nicht ran, aber: "Vielleicht laufe ich den Marathon nächstes Jahr.". Zum Mitlaufen sollte Golinske auch seinen Altengamme Teamkollegen Jan Oltmann verpflichten. Der 28-Jährige schaffte mit einer grandiosen Zeit von 40:12 Minuten den Sprung auf Rang acht. Erst am Mittwoch hatte er sich nachgemeldet. "Es war richtig geil, man wird von den Zuschauern getragen", lobte Oltmann.

Genauso erging es auch Steven Helmchen. Der Fußballer vom SV Bergedorf-West war die Strecke schon vorab abgelaufen, jedoch ohne den berüchtigten Augustaberg. "Den habe ich völlig unterschätzt", gestand Helmchen. Doch der Wettkampf trug den 29-Jährigen. Der BeWe-Kicker lief letztlich als Zehnter ins Ziel ein. Mit seiner Zeit von 40:35 Minuten war er eine Sekunde schneller als Golinske.

Mit ihrer Zeit von 55:59 Minuten war Monika Anja Teermann nicht ganz so schnell wie die Fußballer, ihr Auftritt war dennoch imposant. Das neonpinke T-Shirt war nicht zu übersehen, genauso wenig wie die Aufschrift auf ihrem Dress. In großen schwarzen Buchstaben steht dort ihr Spitzname geschrieben: "Birki". "Ich war mit einer Freundin laufen, wir haben nett geplaudert und dann bin ich gegen eine Birke gebrettert. Da meinte meine Freundin, ich heiße ab jetzt 'Birki'", verrät Teermann.

Noch imposanter als ihr Auftritt sind "Birkis" Pläne. "Ich möchte irgendwann einen Verein gründen", sagt sie. Und dieser soll nur für Frauen sein. Im Moment gibt es nur einen Lauftreff, bei dem sich "Birki" mit fünf anderen Damen jeden Mittwoch um 18.30 Uhr trifft (Moosberg 2). "Ich möchte, dass die Frauen eine Stunde mal nur an sich denken und sich dabei wohlfühlen", sagt Teermann. Aus diesem Grund sollen auch keine Männer dabei sein, um die Atmosphäre nicht zu stören. Bei "Birki" sind alle Frauen ab 16 Jahren willkommen. Wenn irgendwann mal genug Damen am Start sind, möchte Teermann mit ihren Mädels auch bei internationalen Läufen für Frauen teilnehmen.

Seine Premiere als Läufer erlebte Thorsten Wetter. Im vierten Anlauf nahm sich der Cheforganisator des Citylaufs endlich die Zeit, um beim Hauptlauf mit dabei zu sein. Und war ganz glücklich, dass er unter einer Stunde für die zehn Kilometer brauchte. "Die dritte Runde war die Schlimmste. Als es bergab ging, habe ich einen Krampf bekommen. Aber ich wollte mir nicht die Blöße geben und aussteigen", sagte der stellvertretende TSG-Vorsitzende. Wetter biss die Zähne zusammen und wenn es irgendwie geht, will er auch bei der fünften Auflage im kommenden Jahr wieder an den Start gehen.