Vom Citylauf berichten: Volker Gast, Olaf Lüttke, Matthäus Kosik, Konrad Brandstäter

Bergedorf.
Auf einem Gartenstuhl hat es sich Elsabe Dähnhardt bequem gemacht. Sie hat gerade ihren 80. Geburtstag gefeiert. Nun sitzt sie im Villenviertel mit etwa zwei Dutzend Mitgliedern des Nachbarschaftstreffs "Die Mauer" bei Häppchen, Champagner und Orangensaft am Streckenrand des 4. Bergedorfer Citylaufs und ist bereit, die 1160 Aktiven aus Leibeskräften anzufeuern. Eine von rund 4000 Zuschauern, die gestern die Rennen in der Bergedorfer Innenstadt verfolgten.

Ein paar Meter weiter, auf dem Schulhof des Hansa-Gymnasiums, befindet sich der Wendepunkt und die höchste Stelle der Strecke. Hier bereiten sich Anna Fiebag, Julia Herrmann, Friederike Jaklin und Antje Ohms auf ihren Einsatz vor. Die vier Deutschlehrerinnen sind als Staffel beim Hauptlauf über zehn Kilometer gemeldet, ebenso wie sechs Schülerteams. Was also, wenn sie gegenüber den Jugendlichen das Nachsehen haben sollten? "Das wird nicht passieren", sagt Fiebag mit Nachdruck und schickt in Richtung ihrer Schüler gleich noch eine kleine Kampfansage hinterher: "Ihr werdet noch in zehn Jahren an uns denken!"

Eine halbe Stunde später ist es soweit. Hamburgs Sport- und Innensenator Michael Neumann gibt unten in der Chrysanderstraße den Startschuss zum Hauptlauf. Es ist das dritte Rennen an diesem Tag. Beim Kinderlauf über 2,5 Kilometer war Glenn Kochmann (Altersklasse M11) in brillanten 8:17 Minuten der Schnellste. Beim Inklusions- und Schnupperlauf über fünf Kilometer werden traditionell keine Platzierungen ermittelt. Aber zweimal den giftigen Anstieg zum Hansa-Gymnasium zu bewältigen, ist ja ohnehin aller Ehren wert.

Die Teilnehmer des Hauptlaufs müssen nun gleich viermal da hoch. Damit das klappt, legen sich Schulleiterin Hildegund Remme und ihre Schüler am Wasserstand vor dem Gymnasium mächtig ins Zeug, reichen Becher auf Becher. Die Schulband "am baum" mit Sängerin Lea Meller, den Gitarristen Phillip Struck und Linus Brömstrup sowie Atila Lalee am Keyboard und Luca Maul am Schlagzeug hat zudem von "Wolke 4" bis "Hotel California" alles drauf, was schnelle Beine macht.

Das Rennen selbst ist wie im Vorjahr eine klare Sache für Vincent Krahn. Der Athlet vom Hamburger SV ist früh allein vorn, muss schon ab der zweiten Runde Slalom durch die Überrundeten laufen. Das hält natürlich auf. "Außerdem habe ich auf der letzten Runde Seitenstechen bekommen", klagt der frühere TSG-Läufer. Trotzdem gelingt ihm mit 34:28 Minuten eine tolle Zeit. Bei den Frauen gewinnt Jana Zilich (VfB Fallersleben, 41:23) vor der Vorjahressiegerin Felicitas Peitzner vom SC Wentorf (43:12).

Und die Lehrerinnen? "Wir haben ganz schnell die Schüler von hinten gesehen", gesteht Startläuferin Anna Fiebag kleinlaut. "Das kostet uns jede Menge Schokolade", schwant es Schlussläuferin Antje Ohms. Eine Tafel pro Schüler war mit den anderen Teams ausgemacht. Aber Wettschulden sind ja bekanntlich Ehrenschulden.