Von Olaf Lüttke

Bergedorf.
Noch ist es eine ungewohnte Disziplin für Maxine Wolters. Doch geht ihre Entwicklung so weiter, dürfte auch Autogrammeschreiben für das 16-jährige Aushängeschild der SG Bille bald zur Routine werden. Bei einem Showtraining am Montagabend im Bille-Bad war ihr Namenszug, ob auf Badekappe oder einem Blatt Papier, beim Schwimmnachwuchs des Bergedorfer Klubs heiß begehrt.

Das Interesse ist verständlich. Vier Meistertitel gewann Maxine Wolters (1999) in der vergangenen Woche bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin: über 50 Meter Rücken (29,00 sec.), 100 Meter Rücken (1:02,10 min.), 200 Meter Rücken (2:12,67 min.) und 200 Meter Lagen (2:16,00 min.). Insgesamt neunmal Edelmetall holte die Escheburgerin, schwamm dabei sieben persönliche Bestzeiten. Von dieser Medaillenflut zeigte sich selbst Maxine überrascht. Zumal sie direkt aus dem Trainingslager kam. Wolfgang Jordt, der Sportliche Leiter der SG Bille, findet ihre Entwicklung "fast unheimlich".

Ihre Mutter wollte zunächst nicht, dass Maxine Schwimmerin wird. Aus gutem Grund: Sie weiß, was es heißt, Leistungssportlerin zu sein. Unter ihrem Mädchennamen Marion Zoller nahm sie als Schwimmerin an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona teil. So begann ihre Tochter als Turnerin. Doch mit acht Jahren entdeckte Maxine den Schwimmsport für sich. Und fühlte sich im nassen Element gleich pudelwohl. "Ich konnte das Wasser gleich gut fassen", findet die 16-Jährige eigene Worte. Es dauerte nicht lange, da wurde klar, dass sie das Talent ihrer Mutter geerbt hat.

Im vergangenen November stieß sie in die nationale Spitze vor. Über ihre Paradestrecke 200 Meter Lagen gewann sie bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften Bronze - bei den Frauen wohlgemerkt. Im April holte sie über die gleiche Strecke Silber bei den nationalen Titelkämpfen in Berlin.

Nach den Jahrgangsmeisterschaften gilt nun alle Konzentration auf die Europaspiele in Baku, die erstmals ausgetragen werden. Die Eröffnungsfeier der in Aserbaidschan ob der hohem Kosten umstrittenen Spiele am 12. Juni wird Maxine verpassen. Die Schwimmer reisen erst sechs Tage später an. Doch die Vorfreude auf die Wettbewerbe ist bereits groß. "Ich weiß nicht, was drin ist. Aber ich bin gut drauf, und eine Medaille zu gewinnen, wäre die Krönung", sagt die sympathische Escheburgerin, die über 50 und 200 Meter Rücken, 200 Meter Lagen sowie in den Staffeln starten wird.

Und wie sieht es mit Rio 2016 aus? "Im Moment halte ich Olympia für eher unrealistisch. Ich glaube, die Spiele kommen ein Jahr zu früh für mich", sagt Maxine. Dennoch will sie alles versuchen, um ihren Traum zu verwirklichen. Chefbundestrainer Henning Lambertz ist optimistisch: "Für mich ist sie eine potenzielle Kandidatin für die Olympischen Spiele 2016." Und der muss es ja wissen.