Von Volker Gast

Escheburg.
Alte-Leute-Sport. Reichen-Sport. Langweiler-Sport - Für die gängigen Klischees über das Golfspiel haben die Spielerinnen vom Golfclub Escheburg nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig. Denn mit einer ungewöhnlich jungen Mannschaft rockt der GCE derzeit die Regionalliga. Am ersten Spieltag gab es für den Aufsteiger gleich einen dritten Platz.

"Wir wollen den Klassenerhalt schaffen", sagen sie daher auch selbstbewusst. Dazu müssen sie am Ende der fünf Spielrunden mindestens Dritter werden, denn zwei der fünf Mannschaften in der Staffel steigen ab. Ein hohes Ziel also, zumal sie dafür voraussichtlich auch den Lokalrivalen vom Golf-Club am Sachsenwald hinter sich lassen müssen. Am Sonntag, den 7. Juni, ist Abschlag zum zweiten Spieltag in Dassendorf (9 Uhr, Am Riesenbett). Am vierten Spieltag (19. Juli) haben dann die Escheburgerinnen die Konkurrenz, zu der auch noch Braunschweig, Hannover und Kallin (bei Berlin) gehören, zu Gast auf der eigenen Anlage (9 Uhr, Am Soll 3).

Dann wird sich zeigen, ob das Escheburger Fräuleinwunder anhält. Für ihren Trainer Graham Clark ist die derzeitige Leistungsexplosion der jungen Damen - das Gros des Teams ist zwischen 13 und 17 Jahre alt - kein Wunder. "Jüngere spielen viel befreiter als die Älteren. Sie sind nicht so ängstlich", erklärt er. "Ältere haben bereits ihren Zenit erreicht und kämpfen darum, diesen zu halten. Jüngere streben nach vorn."

Da ist es nur konsequent, dass im GCE-Team die Jüngste die Beste ist. Christin Eisenbeiß ist mit 13 Jahren das Kücken in der Mannschaft, hat aber schon ein Handycap von 3,3. Für Nicht-Golfer: Das ist geradezu furchterregend gut. Dafür steht die schleswig-holsteinische Kader-Athletin nicht nur fast täglich auf dem Grün, sie bolzt auch zweimal pro Woche Kondition. "Sonst kann man im Wettkampf nicht vier Stunden voll fokussiert bleiben", erläutert Clark. Und für einen Fehlschlag im entscheidenden Moment lässt sich beim Golf halt nur schwer ein Schuldiger finden. "Das ist das Schöne", betont Christin Eisenbeiß, "man ist selbst für alles verantwortlich." Schlägt hier in Escheburg also eine kommende Profi-Spielerin ab? "Das ist noch zu früh, das zu beurteilen", schätzt Clark, "aber es ist nicht unmöglich."

Auch die anderen im Team hängen sich mächtig rein. "Die Mädchen pushen sich gegenseitig", hat der Trainer mit Genugtuung registriert. Für den Erfolg werden allerlei private Opfer gebracht. Urlaub? Mutter Birte und Tochter Fiona Schindler schütteln synchron mit dem Kopf. "Wir haben in diesem Sommer keinen Urlaub geplant", sagt Fiona Schindler, "denn die Golf-Saison geht von Mai bis September." Auch die anderen nehmen ihr Hobby sehr ernst. "Man hat den Ehrgeiz, den nächsten Ball immer besser zu spielen", beschreibt Anna-Lena Steinhauser, "Golf hat eine unglaubliche Faszination, aber man muss es selbst versuchen, um das zu verstehen."

Bleibt nur noch die Frage, wie die Erfolge der jungen Damen im Verein wahrgenommen werden. "Unterschiedlich", sagt Clark bedächtig. "Es gibt viele, die richtig stolz auf die Mannschaft sind, und viele, denen ist das ganz egal. Die kümmern sich nur um ihr eigenes Spiel." Doch wer weiß, vielleicht löst das Escheburger Fräuleinwunder in der Region ja eine Jugendwelle aus. Damit endlich Schluss ist mit: Alte-Leute-Sport. Reichen-Sport. Langweiler-Sport.