Von Hanno Bode

Dassendorf.
Die "Diplomat" ist abfahrbereit. Doch von vielen Fußballern der TuS Dassendorf fehlt am Sonnabendmittag jede Spur. Die lange Partynacht hat ihre Opfer gefordert. Um 12 Uhr wollte der Oberliga-Meister eigentlich mit der extra angemieteten Barkasse in See stechen und bei einer Rundfahrt durch den Hamburger Hafen den Titel begießen. Erst langsam trudeln weitere Kicker ein. "Der Torbüffel kommt", ruft Kapitän Adam Hamdan erfreut, als Angreifer Eric Agyemang am Anleger an den Landungsbrücken "Servus" sagt. Kurz darauf ist auch Verteidiger Alexander Bogunovic vor Ort. "Ich muss etwas essen", erklärt der 27-Jährige. Sein Anliegen wird abgeschmettert. "Das wirft dich um Stunden zurück. Keiner hat etwas gegessen. Außer Jan, der hat sich Garnelen geangelt", erwidert Hamdan. Sein Coach Jan Schönteich lacht herzlich. Die Stimmung beim Fünftliga-Champion ist prächtig. Und der Tag ist ja schließlich noch jung.

Rund 15 Stunden zuvor war der Startschuss zum Dassendorfer Party-Marathon gefallen. Direkt nach dem 6:0-Sieg gegen Barmbek-Uhlenhorst begannen die Feierlichkeiten. "Wir waren erst bis um 1.30 Uhr im Clubheim. Dann ging es mit Taxen weiter auf den Kiez", erzählt Tristan Koops. Zunächst besuchte das Team das Fußballer-Lokal "Blaue Nacht", anschließend ging es in die bei Kickern nicht minder beliebte Kneipe "Rutsche". Die Sonne war bereits wieder aufgegangen, als sich viele TuS-Helden dazu entschlossen, doch noch ein kleines Nickerchen zu halten, bevor die Hafenrundfahrt anstand.

Andere blieben länger. "Ich war am Sonnabend erst um 14 Uhr zu Hause", verriet Ronny Buchholz. Die Barkassentour fand ohne den Defensivmann statt. Und absagen konnte er bei seinen Teamkameraden auch nicht. "Ich habe mein iPhone im Taxi verloren", klagte der 25-Jährige. Immerhin: Anders als bei der Meistersause im Vorjahr, als er beim Feiern ausrutschte und sich eine Gesichtsverletzung zuzog, überstand Buchholz dieses Mal alles unbeschadet.

Zurück im Hafen. Es ist 12.40 Uhr. Kristof Kurczynski trifft ein. Der Stürmer schlürft einen Fruchtsaft durch den Strohhalm. "Was ist das denn, Sauce Bolognese?", fragt ihn Co-Trainer Thomas Hoffmann. "Multivitamin? Das ist eine glatte Zwölf", witzelt Coach Jan Schönteich. Das Erfolgs-Duo genießt lieber einen guten Rum mit einem Schuss Cola.

Die Hoffnung, mit nahezu kompletter Besetzung ablegen zu können, ist geschwunden. Noch kurz ein Mannschaftsfoto, dann soll es losgehen. "Die Nummer eins der Stadt sind wir", singen die Dassendorfer noch, dann sticht die "Diplomat" in See. Gegen 15 Uhr legt die Barkasse wieder an. Das nächste Ziel ist das Hofbräuhaus in der Innenstadt. Hier verfolgt der Meister auf einer Großbildleinwand, wie sich der HSV in die Relegation rettet. Anschließend werden die zunehmend müderen Kicker mit einem eigens angemieteten Bus erneut auf den Kiez gebracht. "Alle waren aber nicht mehr dabei", verrät Buchholz. Nichtsdestotrotz hat die TuS bewiesen, auch im Feiern eine Klasse für sich zu sein.