Von Olaf Lüttke

Bergedorf.
So ein Gefühl kannte Eric Johannesen bisher noch nicht. Das Gefühl, nicht dazuzugehören. Seitdem der Ruderer des RC Bergedorf zum ersten Mal im Deutschland-Achter saß, war er praktisch immer dabei. Dass es aber keine Stammplätze bei Bundestrainer Ralf Holtmeyer gibt, diese Erfahrung musste Johannesen vor dem ersten Weltcup der Saison in Bled/Slowenien machen. Der 26-jährige Vorzeigeathlet fand sich auf einmal im zweiten Achter des Deutschen Ruderverbandes wieder. Deutschland I gewann. Sollte der Olympiasieger von London auf Dauer nur Ersatz sein und, um im Bild zu bleiben, "ausgebootet" werden?

Bauchgrummeln habe er vor der Nominierung für die Hügelregatta in Essen gehabt, gab Johannesen zu. Doch Holtmeyer beorderte ihn und Maximilian Reinelt zurück in den Deutschland-Achter. Der Bundestrainer belohnte damit die guten Ergebnisse der beiden auf dem Ergometer. Der Erfolg gibt ihm recht. Das Team um Schlagmann Hannes Ocik setzte sich in einem spannenden Rennen auf dem Baldeneysee mit einem Vorsprung von 1,3 Sekunden vor den Niederlanden durch, die auf dem ersten Kilometer knapp in Führung gelegen hatten.

"Wir haben als Team gut agiert und aus dem Training heraus den starken Holländern ein spannendes Rennen geboten. Das war der nächste Schritt Richtung Europameisterschaft, wo wir unseren Titel verteidigen wollen", resümierte Johannesen nach dem Sieg. Am Donnerstag folgt in Dortmund die offizielle Verkündung der Bootsbesetzung für die EM in Posen/Polen, die am Freitag, den 29. Mai beginnt. Schon jetzt ist jedoch klar, dass der Bergedorfer im Deutschland-Achter sitzen wird.

Ein Freifahrtschein ist die Nominierung allerdings nicht. Die neue Crew muss nun auch in Polen beweisen, dass sie das Vertrauen des Bundestrainers verdient. Und dazu muss wohl der Titel her. Denn sonst könnte sich die Zusammensetzung des deutschen Flaggschiffs bis zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft im französischen Aiguebelette (30. August bis 6. September), noch einmal ändern. Und auf Bauchgrummeln, wie jetzt vor der Hügelregatta in Essen, kann Eric Johannesen gern verzichten.