Von Dirk Schulz

Lauenburg.
Auf einem Plakat im Vorraum der Hasenberghalle sind die Leistungen der Elbdiven für die Nachwelt zusammengefasst. "Oberliga-Handball in Lauenburg seit 2006" steht dort geschrieben. Für jede Saison gibt es ein Foto mit der dazugehörigen Punktzahl und Platzierung. Höhepunkt istnatürlich die Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr. Die aktuelle Spielzeit wird dagegen in trauriger Erinnerung bleiben und findet nur wenige Meter weiter gerade ihr emotionales Ende. Es ist ein Ende ohne Happy End. Denn mit einem 22:22 gegen den TSV Ellerbek konnte die Lauenburger SV den Abstieg nicht mehr abwenden.

In der Halle läuft "Geile Zeit" von Juli, an die Wand wird per Beamer eine Diashow mit den Protagonisten gezeigt, die den Verein verlassen. "Wir wollen keine langen Reden schwingen, sondern Bilder sprechen lassen", erklärt die erkrankte Leistungsträgerin Lena Mehrkens mit erstickter Stimme. Und dann fließen Tränen. Viele Tränen. Bei Trainer Rolf Ahrenbog, der nach acht Jahren geht. Bei Kapitänin Maren Knakowski, die nach 25 Jahren aus beruflichen Gründen mit dem Handballspielen aufhört. Bei eigentlich allen Spielerinnen. Auch viele Zuschauer haben feuchte Augen. "Acht Jahre haut man nicht mit einem einfachen ,Tschüs' in die Ecke", sagt Ahrenbog, nachdem er sich wieder gesammelt hat. "Wir haben hier ganz schön was auf die Beine gestellt", stellt Manager Arne Bahde zufrieden fest.

Den Klassenerhalt haben die Lauenburgerinnen indes nicht an diesem Tag verspielt. Zumal selbst ein Sieg nicht gereicht hätte, da Konkurrent FC St. Pauli seine Partie in Kiel gewann. "Wir sind in den entscheidenden Momenten unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben die Big Points nicht gemacht", erklärt Bahde. Gemeint sind die beiden Hinrundenniederlagen gegen den Letzten und Vorletzten. Wahrscheinlich ist der Abstieg für die verjüngte Mannschaft, die zumindest mit der bundesligaerfahrenen Suelin Demir (zuletzt Lüneburg) verstärkt wird, auch besser.

Gegen Ellerbek kämpfte die ersatzgeschwächte LSV noch mal mit bedingungslosem Einsatz und großem Herz um ihre letzte kleine Chance auf den Klassenerhalt. Besonders die erst 17-jährige Alina Stapelfeldt übernahm in Abwesenheit von Lena Mehrkens Verantwortung und erzielte fünf Tore.

Zur Halbzeit führte die LSV 13:11. Dass es nicht zum Sieg reichte, lag zum einen an dem verschlafenen Start in den zweiten Durchgang (15:17, 39.) und der zuweilen zu hektischen Spielweise nach zurückeroberter Führung. So konnte ein Zwei-Tore-Vorsprung fünf Minuten vor dem Ende (22:20) nicht verteidigt werden und Ellerbek noch zum 22:22 ausgleichen - damit war der Abstieg besiegelt. Und trotzdem resümierte Knakowski, die alle Oberligaspielzeiten mitgemacht hat: "Es war 'ne richtig geile Zeit." Aber die ist, um mit der Band "Juli" zu sprechen, "vorbei. Es is' vorbei".

LSV-Tore:
Koch, A. Stapelfeldt (je 5), Knakowski (5/2), Heins (4), Reimers, S. Stapelfeldt, Lemmermann (je 1).

Der Abstieg hat auch Auswirkungen auf die Schleswig-Holstein-Liga. Dort muss als vierter Verein die HSG Kalkberg in die Landesliga. Der Abstieg des Drittletzten VfL Geesthacht war entgegen anders lautender Meldungen bereits zuvor besiegelt, weil es laut Durchführungsbestimmungen drei Regelabsteiger gibt.