Von Hanno Bode

Curslack.
Gerd Gritzan ließ nichts unversucht, die maßlos enttäuschten Anhänger des Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme aufzuheitern. Erst spielte der Stadionsprecher in der Halbzeit des Duells mit dem SV Rugenbergen flotte Popmusik ab. Dann, kurz bevor die Teams auf das Plastikgrün zurückkehrten, legte er das plattdeutsche Schunkellied "An de Eck steiht'n Jung mit'n Tüdelband" auf. Es wollte aber einfach keine Stimmung aufkommen bei den Vierländer Sympathisanten unter den lediglich 105 zahlenden Schaulustigen am Gramkowweg. Zu emotionslos und blutleer war die SVCN-Darbietung gewesen. Und nichts sollte sich in den zweiten 45 Minuten bessern. Nach einer indiskutablen Leistung unterlag das Team von Coach Torsten Henke 1:3.

"So stelle ich mir unser Auftreten nicht vor. Der eine oder andere Spieler hat derzeit nicht seine Topform", resümierte der Übungsleiter. Manager Axel Nack wurde deutlicher: "Mit der Einstellung, die einige gezeigt haben, kann man nicht in ein Spiel gehen." Erstmals in dieser bis dahin harmonisch verlaufenden Saison des Curslacker Umbruchs knatscht es also ein wenig im Gebälk.

Die Gründe für den sportlichen Absturz des Vizemeisters sind dabei mannigfaltig. Verletzte oder aus privaten Gründen fehlende Leistungsträger (Patrik Papke, Kutay Keklikci) können die Vierländer schwer auffangen. Formtiefs weiterer Stützen (Jan Landau, Witalij Wilhelm, Finn Apel) ebenso wenig. Zudem fehlt dem SVCN ein aggressiver "Leader". Ein Mann, der voran geht, wenn, wie gegen Rugenbergen, Zeichen gesetzt werden müssen.

Hinzu kommt die seltsame Selbstreflexion einiger Akteure. "Da hat man gerade ins Spiel reingefunden und wird rausgenommen", motzte etwa Dustin Siegmund nach seiner Auswechslung (63.). Henkes nachvollziehbare Replik auf das Statement seines formschwachen Stürmers: "Es sind schon 60 Minuten gespielt."

Doch nicht nur der flinke Angreifer stand ziemlich neben sich. Nach zwei Kopfballchancen durch Marvin Schalitz (4.) und Sebastian Spiewak (18.) überließ der SVCN den Gästen mehr oder minder gleichgültig das Feld. Nur weil der SVR zu umständlich agierte, stand es zur Pause noch 0:0.

In Hälfte zwei nahm die Dominanz der Bönningstedter noch zu. Patrick Ziller sorgte für die verdiente Führung (64.), nahm aber wohl bei der Ballannahme die Hand zur Hilfe. Curslacks Torsteher Frederic Böse intervenierte lautstark und sah den Roten Karton. Wie aus dem Nichts schaffte die Henke-Elf durch Landau das 1:1 (80.), ließ sich jedoch 120 Sekunden vor dem regulären Spielende auskontern: Max Scholz traf. Milos Ljubisavljevic sorgte schließlich für den Endstand (90.+2). Nun waren selbst Gritzan die Ideen ausgegangen, das Publikum aufzuheitern. Zum Abschied legte der Stadionsprecher Abbas "San Fernando" auf. Ein Song, so melancholisch wie Curslacks Auftritt.

SVCN:
Böse (3); Metzler (4-5), Spiewak (2), Schalitz (3-4), Wilhelm (4-5); Bannasch (5), Apel (5) ab 65. Stephan (-), Beldzik (3), Schraub (-) ab 28. Radic (2-3), Siegmund (4) ab 63. von Hacht (-); Landau (4).