Von Dirk Schulz

Bergedorf.
Für den SC Schwarzenbek II geht es nur noch um die Ehre. Irgendwas zwischen Platz drei bis fünf wird es am Ende in der Fußball-Kreisliga werden. Die gemeinsame Ausfahrt nach Mallorca ist das letzte Saisonziel. "Wollen wir nicht unsere Mannschaftskasse aufbessern?", fragte jüngst ein Schwarzenbeker Spieler ironisch und präsentierte in der teaminternen Whatsapp-Gruppe einen Link zu einem Wettanbieter mit Hauptsitz auf Malta. Trustfulgames heißt die englisch-österreichische Firma, die neuerdings Wetten auf Hamburger Amateurspiele anbietet - bis hinunter zur Kreisklasse.

"Wo soll das noch hinführen? Manipulation wenn Dorf A gegen Dorf B spielt und am Ende teilt man sich den Gewinn? Ich finde das pervers", empört sich Schwarzenbeks Trainer Sven Reinke und steht damit nicht allein. In den Vereinen löst das Angebot von tiplix.com einen Sturm der Entrüstung aus. "Wir waren erschrocken. Da man das Thema schon in der Oberliga hatte, hätten wir niemals gedacht, dass jemand plötzlich Wetten bis nach ganz unten anbietet", sagt Oliver Steffens, Co-Trainer des SV Hamwarde.

Nachdem es in Hamburg als ziemlich gesichert gilt, dass Oberligapartien verschoben wurden, hatte Marktführer Tipico als Konsequenz diese Liga aus seinem Angebot herausgenommen (wir berichteten). Doch für tiplix.com, die zuvor bereits Wetten auf Amateurspiele in Österreich anboten, war das kein Hindernisgrund. "Wir wollen mit diesem Produkt das Thema Sportwetten einer völlig neuen Klientel näherbringen. Die Leute, die jeden Sonntag auf den Fußballplatz im Ort gehen, sollen die Möglichkeit haben, auf ihren Verein zu setzen und ihn damit zu unterstützen", sagt Marketingleiter Florian Geheeb und erklärt, wie das gehen soll: "In Österreich fließt ein Großteil der Einnahmen aus diesem Angebot über Sponsorings zurück in den Amateurfußball. Das werden wir in Hamburg beibehalten."

Für Hamwardes Co-Trainer bleibt die Sache anrüchig. "Je tiefer die Liga, umso höher ist die Chance, Leute mit Geld zu überzeugen. Da spielen doch meist jüngere Leute, denen ein warmer Geldregen immer gelegen kommt", sagt Steffens. Dem Hamburger Fußball-Verband sind derweil die Hände gebunden. "Wir sind entschieden dagegen, dass in Hamburg auf Amateurklassen gewettet werden kann. Aber wir haben keine Handhabe, gegen den in Malta sitzenden Wettanbieter vorzugehen", betont HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki und ergänzt: "Ich vermute dahinter eine Werbekampagne. Wer kannte denn vorher schon Tiplix."

Dass besonders in Hamburg Amateurwetten kritisch beäugt werden, ist Marketingleiter Geheeb bewusst. Schließlich arbeitete er zuvor beim in Hamburg bekannten Onlineportal für Amateure fanreport.com. Zudem sind derzeit lediglich Amateurspiele in Württemberg und Hamburg im Programm. Tiplix wolle lediglich "Erfahrungswerte sammeln", versichert Geheeb und ergänzt: "Die Kritik war den hohen Einsatz- und Gewinnchancen geschuldet, die es bei anderen Anbietern gab. Genau da setzen wir an. Bei uns muss ein Kunde sechs Spiele miteinander kombinieren und kann maximal 30 Euro einsetzen. Da machen Manipulationen wirtschaftlich keinen Sinn. Bei unserem Angebot steht der Spaßfaktor ganz klar im Vordergrund."

Schwarzenbeks Trainer Reinke ist dieser allerdings vergangen: "Solche Wetten auf die unteren Ligen führen den Geist des Amateurfußballs ad absurdum."